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Eurokorps: Für Europäische Union und NATO im Einsatz

Militärische Kooperation in Europa ist keineswegs neu. Auch die ­Inte­gration von Personal aus verschiedenen EU-Ländern in militärische Einheiten ist bereits gelebte Realität. Ein Beispiel hierfür ist das Eurokorps in Straßburg: Fünf Rahmennationen entsenden Soldatinnen und Soldaten in den multinationalen Stab, der bei Bedarf bis zu 60.000 Mann in EU- oder NATO-Einsätzen führen kann. Ein Einblick in den Alltag der Angehörigen des Eurokorps könnte also ein Ausblick in die Zukunft der Armee der Europäer sein. Deshalb hat Ethik und Militär beim Eurokorps nachgefragt. Fünf Soldaten verschiedener europäischer Nationen schildern ihre Motive, kulturelle Gemeinsamkeiten und Unterschiede und geben persönliche Einschätzungen zu militärischer Integration.


Wann sind Sie in die Armee eingetreten und aus welchem Grund?
Ich bin 1999 der spanischen Armee beigetreten und habe den Beruf bewusst gewählt. Als Teenager wollte ich meinem Land immer als Mitglied seiner Streitkräfte dienen. Für mich war es der richtige Weg, die Bereitschaft, meinem Land zu dienen, und eine anspruchsvolle Karriere zu ver­einen. 

Welche Erfahrung in Ihrer militärischen Laufbahn hat Sie am meisten beeinflusst?
Spanische Kadetten verbringen fünf Jahre in ihren jeweiligen Militärakademien – Heer, Marine oder Luftwaffe –, um als aktive Offiziere zugelassen zu werden. Zweifellos hat die Zeit, die ich in der spanischen General­akademie des Heeres („General“ im Sinne von „allgemein“, also „aller Truppen“/verbundener Waffen) verbracht habe, den stärksten Einfluss auf mich ausgeübt, da dort die Grundlagen für meine Professionalität und Persönlichkeit gelegt wurden. Nach meiner Beförderung zum Leutnant wurde ich Heeresflieger. Hubschrauber selbst zu fliegen sowie Operationsplanung für Drehflügler waren die aufregendsten Erfahrungen in meinem Leben. Andere Erfahrungen in Führungsverwendungen – Zug, Kompanie und Bataillon – hatten ebenfalls einen großen Einfluss auf meine persönliche und berufliche Reife. Darüber hinaus muss ich meine Erfahrung in echten operativen Einsätzen in Bosnien, Afghanistan und der Zentralafrikanischen Republik erwähnen. Diese waren die intensivsten und schockierendsten Einflüsse, die ich je erlebt habe. Schließlich sind Führung und Kameradschaft ein täglicher inspirierender Einfluss.

Sie dienen gerade in einem multinationalen Stab. Würde Sie behaupten, dass es ein gemeinsames Mindset unter den Soldaten ­verschiedener Nationen gibt? Und falls ja, ­beruht dieses auf einer gemeinsamen militärischen Führungskultur oder auf europäischen Werten?
Die Antwort auf die erste Frage lautet Ja. Meiner Meinung nach haben Militärs auf der ganzen Welt eine gemeinsame Denkweise, unabhängig von ihrem kulturellen, politischen oder geografischen Hintergrund.

Im Falle des Eurokorps denke ich, dass diese gemeinsame Denkweise wahrscheinlich von beiden in der Frage genannten Faktoren herrührt. Eine gemeinsame militärische Befehlskultur, einschließlich einheitlicher Arbeitsorganisation und Verfahren, ist eindeutig erkennbar. Die europäischen Werte – ein gemeinsamer ethischer Ansatz für unseren Beruf und unseren Auftrag – stützen jedoch auch unsere tägliche Arbeit, unsere Mittel und unsere Zwecke.

Dies ist wohl das Beste an der Arbeit im Eurokorps. Ein multinationales Umfeld ermöglicht den Austausch von Erfahrungen und Gedanken und erlaubt es, voneinander zu lernen und Wissen weiterzugeben.

Welche regionalen Besonderheiten stellen Herausforderungen im täglichen Dienst dar, und welche haben Sie in Ihrem Beruf be­reichert?
Im Jahr 2018 bildet Europa einen gemeinsamen Raum, in dem sich regionale Gewohnheiten überschneiden und auf natürliche Weise im Alltag integriert werden. Die Zusammenarbeit, die persönlichen Beziehungen und der gemeinsame Auftrag, werden dadurch nicht wirklich vor Heraus­forderungen gestellt, abgesehen von geringfügig notwendigen Anpassungen in einigen Details.

Nationale und regionale Besonderheiten bieten jedoch die Chance, das kulturelle Verständnis nicht nur intern zu verbessern, sondern auch, um politische, soziale und geopolitische Kontexte besser zu verstehen. Die Geografie bietet zum Beispiel Menschen sehr unterschiedliche Sichtweisen und Herangehensweisen an ein bestimmtes Problem in ganz Europa.

Multinationale Lösungsansätze unterschiedlicher Probleme sind die zusätzlichen Vorteile der Zusammenarbeit im Eurokorps. 

Ein multinationaler Stab scheint ja das eine zu sein, aber die Integration von Kampf­einheiten verschiedener Nationen erscheint etwas komplexer. Bis auf welche Ebene, denken Sie, ist die militärische Integration in ­Europa sinnvoll?
Zunächst ist die militärische Integration in Europa eine politische Frage und keine militärische Herausforderung. Daher sollte der Nutzen militärisch integrierter Streitkräfte vorrangig im Hinblick auf den politischen Nutzen und nicht auf die reine militärische Effektivität bewertet werden.

Die Integration ausländischer Militäreinheiten ist in der Tat ein komplexes Problem, aber wir haben dies schon früher in der Geschichte geschafft – in Europa zum Beispiel seit dem antiken Griechenland –, und wir tun es täglich: in NATO, EU oder koalitionsgeführten Operationen. Darüber hinaus sind multinationale Einheiten in Friedenszeiten heutzutage in Europa bereits einsatzfähig, wie etwa die Deutsch-Französische Brigade. Man sieht, dass die Integration militärischer Einheiten aus technischer Sicht keine Unmöglichkeit darstellt.

Damit die militärische Integration von Nutzen sein kann, müssen jedoch Synergieeffekte genutzt, die Versorgung und Ausbildung vereinheitlicht und hinreichend finanziert werden, und es müssen Fragen der Führung und Kontrolle berücksichtigt werden, um die militärische Wirksamkeit sicherzustellen.


Wann sind Sie in die Armee eingetreten und aus welchem Grund?
Am 3. November 1988 trat ich als Freiwilliger der belgischen Armee bei. Damals war ich 18 Jahre alt, und nach dem Gymnasium konnte ich mich nicht entscheiden, was ich studieren sollte. Dreißig Jahre später arbeite ich immer noch als Unteroffizier für die belgischen Streitkräfte, genauer gesagt beim Eurokorps, einem multinationalen Korps, das sowohl für die Europäische Union als auch für die NATO verfügbar ist.

Welche Erfahrung in Ihrer militärischen Laufbahn hat Sie am meisten beeinflusst?
Als Angehöriger des Sanitätsdienstes und als Combat Medic qualifiziert, hatte ich die Möglichkeit, an dreizehn Auslandseinsätzen teilzunehmen. Ich hatte zwei Touren in Afghanistan, wo ich als medizinischer Verbindungsoffizier zwischen dem deutschen Feldlazarett und dem belgischen PRT/OMLT tätig war. Die tägliche Arbeit in der Notaufnahme, die Möglichkeit, von anderen Nationen zu lernen und an der ersten wichtigen medizinischen Behandlung für alliierte Verwundete mitzuwirken, beeinflussten mein militärisches und privates Leben erheblich.

Sie dienen gerade in einem multinationalen Stab. Würde Sie behaupten, dass es ein gemeinsames Mindset unter den Soldaten ­verschiedener Nationen gibt? Und falls ja, ­beruht dieses auf einer gemeinsamen militärischen Führungskultur oder auf europäischen Werten?
Bisher machen meine Erfahrungen in einem multinationalen Stab nur fünf Jahre meiner Dienstzeit aus. Trotzdem habe ich viele Male mit anderen Nationen oder in anderen nationalen kleinen Organisationen zusammengearbeitet. Der große Vorteil in der militärischen Gemeinschaft sind gut strukturierte Führungsprinzipien, die es ermöglichen, im internationalen Umfeld, wie etwa in der NATO, effektiv zu sein.

Zu jeder Zeit müssen die individuellen Werte und kulturellen Hintergründe respektiert werden, um in einem internationalen militärischen Umfeld erfolgreich zu sein. Dies gilt insbesondere im Eurokorps, einem der mit Abstand engagiertesten und erfahrensten Korps in Europa.

Welche regionalen Besonderheiten stellen Herausforderungen im täglichen Dienst dar, und welche haben Sie in Ihrem Beruf bereichert?
Innerhalb des Eurokorps-Hauptquartiers, das aus fünf Rahmennationen gebildet wird, ist es relativ einfach, sich an die Gewohnheiten der anderen anzupassen. Es bietet die Möglichkeit, voneinander zu lernen.

Ein multinationaler Stab scheint ja das eine zu sein, aber die Integration von Kampfeinheiten verschiedener Nationen erscheint etwas komplexer. Bis auf welche Ebene, denken Sie, ist die militärische Integration in Europa sinnvoll?
Derzeit sind dem Eurokorps-Hauptquartier keine Einheiten unterstellt. Infolgedessen basiert meine Antwort nicht auf früheren Erfahrungen. Ich kann aber sagen, dass es eine Herausforderung ist, an komplexen Themen zu arbeiten. Aber es gibt keine Probleme: Über die Herausforderungen wird die militärische Integration erreicht. Es ist nur eine Frage der Zeit.


Wann sind Sie in die Armee eingetreten und aus welchem Grund?
Ich trat 1985 den französischen Streitkräften in der Militärakademie von Saint-Cyr bei. Ich war schon lange an einer militärischen Karriere interessiert und hatte den Wunsch, Offizier zu werden, an der Schnittstelle zwischen Nachdenken und Handeln zu sein, Verantwortung zu übernehmen und meinem Land zu dienen. Ich war und bin immer noch fasziniert von Geschichte und internationalen Beziehungen. Als Offizier hatte ich das Gefühl, ich könnte das im wirklichen Leben sehen.

Welche Erfahrung in Ihrer militärischen Laufbahn hat Sie am meisten beeinflusst?
Ich betrachte meinen Einsatz in einer OSZE-­Mission in Georgien vor einigen Jahren als die interessanteste und faszinierendste Erfahrung. Dort konnte ich Zeuge historischer Ereignisse  sein und in Zusammenarbeit mit anderen Na­tionen agieren, um Stabilität zu befördern.

Sie dienen gerade in einem multinationalen Stab. Würden Sie behaupten, dass es ein gemeinsames Mindset unter den Soldaten verschiedener Nationen gibt? Und falls ja, be­ruht dieses auf einer gemeinsamen militärischen Führungskultur oder auf europäischen Werten?
Insgesamt gibt es eine gemeinsame Denkweise unter den Kollegen im Eurokorps, die verschiedenen Nationen angehören, als überzeugte Europäer einander jedoch kulturell sehr nahe sind. Wir können sagen, dass wir dieselben Grundwerte teilen, aber als Offiziere sind wir uns auch unserer unterschiedlichen Traditionen und Geschichte bewusst. Dies macht die Dinge umso interessanter und herausfordernder.

Welche regionalen Besonderheiten stellen Herausforderungen im täglichen Dienst dar, und welche haben Sie in Ihrem Beruf bereichert?
In einem multinationalen Umfeld zu dienen ist eine fruchtbare Erfahrung. Jede Nation hat in der Tat ihre militärischen Gewohnheiten und ihren Stil, und nationale Vorschriften wie Verwaltungsverfahren, Urlaubspolitik, Entschädigung nach Übungen und dergleichen spielen auch eine gewisse Rolle im täglichen Geschäft. Nichtdestotrotz – mit intelligenten und aufgeschlossenen Menschen, die eine ähnliche militärische Ausbildung und Erfahrung teilen und in einigen Fällen sogar gemeinsam an Operationen beteiligt waren, gibt es überhaupt keine Probleme. Insgesamt versucht jeder Mitarbeiter, welcher Nation er auch angehört, im Interesse des gesamten Teams sein Bestes zu geben.

Ein multinationaler Stab scheint ja das eine zu sein, aber die Integration von Kampfeinheiten verschiedener Nationen erscheint etwas komplexer. Bis auf welche Ebene, denken Sie, ist die militärische Integration in Europa sinnvoll?
Militärische Integration auf Stabsebene ist tägliche Realität: Offiziere aus verschiedenen Nationen sind es schon gewohnt, miteinander zusammenzuarbeiten. In einigen Fällen haben sie an denselben Akademien – etwa an der École de Guerre oder der Führungsakademie – eine Ausbildung absolviert und waren in denselben Einsätzen tätig. Diese Integration ist auf der Ebene der Kampfeinheiten nicht so einfach erreichbar, wo nationale Normen, Vorschriften, Personal, Ausrüstung und so weiter vorherrschen. Eine Armee bleibt eine grundlegende staatliche Institution auf nationaler Ebene, auch wenn Anstrengungen unternommen werden, um die Integration zwischen nahen europäischen Nationen in einer „Koalition der Willigen“ zu fördern. Die militärische Integration in Europa bleibt auf mittlere Sicht ein andauernder Prozess.


Wann sind Sie in die Armee eingetreten und aus welchem Grund?
Ich wurde als Grundwehrdienstleistender im Oktober 1994 eingezogen. Mein Entschluss, Zeitsoldat zu werden und die Ausbildung als Offizier anzustreben, stand allerdings schon vorher fest. Mein Vater war ebenfalls Berufs­offizier, und so hatte ich bereits als Kind Einblicke in den soldatischen Alltag. Der Kalte Krieg und die jahrelange latente Bedrohung durch den Warschauer Pakt war zum Zeitpunkt meiner Entschiedung nicht mehr existent, dass sich Geschichte aber weiterentwickelt und nichts einen Ewigkeitsanspruch hat, war mir schon damals bewusst. Ein singuläres prägendes Erlebnis war aber der Ausbruch des Bürgerkrieges auf dem Balkan. Ich wollte nicht glauben, dass ein derartiger Konflikt auf europäischem Boden noch möglich war. Ich sah den länger angelegten Dienst in den Streitkräften als Zeit- und später als Berufssoldat als sinnvollen Dienst an, aktiv den Folgen eines solchen Konfliktes im Rahmen der friedensunterstützenden Einsätze zu begegnen oder auch durch eine Wehrhaftigkeit präventiv zu wirken. 

Welche Erfahrung in Ihrer militärischen Laufbahn hat Sie am meisten beeinflusst?
Ein Erlebnis zu finden fällt mir relativ schwer. Ich möchte daher die Aspekte persönliche und professionelle Betroffenheit unterscheiden:Während eines meiner Auslandseinsätze in Afghanistan tötete sich einer meiner Soldaten selbst. Ein Kamerad, von dem ich glaubte, dass ich einen guten Kontakt zu ihm gehabt hätte. Sein plötzlicher Tod und dessen Folgen, Überführung nach Deutschland, Übergabe an die Familie und Beisetzung am 23.12., einen Tag vor Weihnachten, waren für mich als junger Batteriechef ein prägendes Erlebnis, das mich immer wieder daran erinnert, dass man dem Soldaten immer nur ins Gesicht, aber nie in die Gedanken oder das Herz schauen kann. 

Sie dienen gerade in einem multinationalen Stab. Würde Sie behaupten, dass es ein gemeinsames Mindset unter den Soldaten verschiedener Nationen gibt? Und falls ja, beruht dieses auf einer gemeinsamen militärischen Führungs­kultur oder auf europäischen Werten?
Soldaten in Demokratien vertreten meines Erachtens immer eine ähnliche militärische Grundeinstellung, ein ähnliches Mindset. Konservativ geprägt und somit den eher traditio­nellen Werten wie Kameradschaft, Treue, Pflichterfüllung und Dienst an der Gemeinschaft positiv gegenüber eingestellt. Man ist einer Idee, zum Beispiel der Verfassung und den darin enthaltenen Grundwerten, und nicht einer Führungspersönlichkeit verpflichtet. Das Bewusstsein, dass die eigene Freiheit, die eigene Art zu leben keine Selbstverständlichkeiten, sondern Errungenschaften sind, die aktiv erhalten und konsequent geschützt werden müssen. Dies gilt für meine Erfahrungen, die ich mit europäischen, aber auch transatlantischen Soldaten gemacht habe. Eine Besonderheit von europäischen Soldaten mag eher in der gemeinsam durchlebten, äußerst wechselvollen Geschichte liegen, die gerade in Zentraleuropa Auswirkungen auf das multinationale Miteinander hat. Das Bewusstsein des Wertes des freiheitlichen und friedlichen Zusammenarbeitens ist spür- und erlebbar. 

Das Begehen von gemeinsamen Feier- und Gedenktagen mag hier als Beispiel dienen – zum Beispiel zum Ende des Ersten oder Zweiten Weltkrieges. Gedenktage, die Epochen markieren, in denen zum Teil die eigenen Großväter sich noch feindlich auf dem Gefechtsfeld gegenüberstanden.

Welche regionalen Besonderheiten stellen Herausforderungen im täglichen Dienst dar, und welche haben Sie in Ihrem Beruf be­reichert?
Ein schlichtes, aber täglich erlebbares Beispiel für eine Herausforderung ist der unterschiedliche Umgang zwischen den Soldaten über Dienstgradgruppen hinweg. In manchen Armeen ist die Trennung der Dienstgradgruppen noch stringenter und viel deutlicher spürbar, als es in der Bundeswehr der Fall ist. Die Frage, wie mit einem Soldaten umgegangen wird, ist in der Bundeswehr eher von dessen Aufgabe und Verantwortungsbereich abhängig als vom tatsächlichen Dienstgrad. So kann sich ein deutscher Mannschaftsdienstgrad auch Gehör in einer Runde von Dienstgradhöheren verschaffen, wenn dieser in einem bestimmten Umfeld mehr Detailwissen und tiefere Kenntnisse hat. Ein solcher Umgang schließt sich aufgrund der Dienstgradbarrieren in manchen Nationen von vornherein aus.

Gerade bei der Zusammenarbeit mit Offizieren und Unteroffizieren aus Staaten mit relativ kleinen Armeen beeindruckt mich aber deren internationale Erfahrung und große Professionalität besonders. Luxemburg, das nur mit zwei Dienstposten im Eurokorps vertreten ist, und Belgien sind hier für mich herausragende Beispiele. Sei es die beeindruckende sprachliche Kompetenz oder auch die Fähigkeit, sich effektiv in ein multinationals Umfeld einzugliedern, ohne die eigene Identität aufzugeben.

Ein multinationaler Stab scheint ja das eine zu sein, aber die Integration von Kampfeinheiten verschiedener Nationen erscheint etwas komplexer. Bis auf welche Ebene, denken Sie, ist die militärische Integration in Europa sinnvoll?
Eine sinnvolle und tief greifende Integration von Einsatzkräften im klassischen Sinne – also etwa im Rahmen von Artikel 5, große Gefechtslagen – kann ich mir nur bis maximal der Divisionsebene vorstellen und dort auch bereits eingeschränkt. In der taktischen Ebene im Einsatz muss zu schnell, zu agil entschieden und gehandelt werden, als dass man sich Verunsicherung oder Missverständnisse in der Befehlsgebung und Führung erlauben könnte. Die Ausdifferenzierung von verschiedenen Denkschulen innerhalb der Offizierausbildung, politische Auflagen zum Einsatz von Streitkräften, aber auch die immer größer werdende Komplexität von Kommunikations- und Führungsmitteln – Bereiche, auf die sich unmittelbar oft der nationale Vorbehalt im Rahmen von Entwicklung und Beschaffung widerspiegelt – sind Hemmnisse für eine schlagkräftige und agile Truppe. Die Hauptträger des Gefechtes sollten meines Erachtens immer eindeutig national geführt und geprägt sein. Dies schließt nicht die Integration einzelner multinationaler Dienstposten aus.


Wann sind Sie in die Armee eingetreten und aus welchem Grund?
Im Oktober 1982, um meinem Vaterland zu ­dienen.

Welche Erfahrung in Ihrer militärischen Laufbahn hat Sie am meisten beeinflusst?
Unterschiedliche Erfahrungen wie: 1. Soldaten ausbilden, um ihnen Werte, Disziplin und alles andere zu geben, was sie in der Armee für ihren Lebensweg lernen. 2. Verschiedene Auslandseinsätze. 3. Die Möglichkeit, dem Großherzog und seiner Familie zu dienen. Und 4. mit meiner Aufgabe beim Eurokorps anzufangen.

Sie dienen gerade in einem multinationalen Stab. Würde Sie behaupten, dass es ein gemeinsames Mindset unter den Soldaten ­verschiedener Nationen gibt? Und falls ja, beruht dieses auf einer gemeinsamen militärischen Führungskultur oder auf europäischen Werten?
Militärisches Denken ist ein sorgfältiges Denken, so wie auch der Sprachstil des Militärs. Manchmal können Missverständnisse auftreten, die sich jedoch durch Erfahrung und Reife lösen lassen.

Welche regionalen Besonderheiten stellen Herausforderungen im täglichen Dienst dar, und welche haben Sie in Ihrem Beruf bereichert?
Die wichtigste Bereicherung ist die Arbeit in einem internationalen militärischen Umfeld, in dem es möglich ist, ständig neue Leute kennenzulernen.

Ein multinationaler Stab scheint ja das eine zu sein, aber die Integration von Kampfeinheiten verschiedener Nationen erscheint etwas komplexer. Bis auf welche Ebene, denken Sie, ist die militärische Integration in Europa sinnvoll?
Vor 36 Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, mit Militärs aus dem Ostblock zusammenzuarbeiten. Das Denken des Kalten Krieges war in unseren Köpfen, und es war unmöglich, anders zu denken. In den Neunzigerjahren hat sich alles verändert, Europa hat sich zu etwas anderem entwickelt. Die EU hat etwas erreicht, was auch das Militär zu anderem Denken und Handeln veranlasst hat. Der Unterschied ist heute in Bezug auf die internationale Sicherheit für jeden spürbar. Aufgrund der aktuellen Unsicherheit in der ganzen Welt allein aufgrund des Terrorismus ist es wichtig, gemeinsam aufzustehen. Daher ist die militärische Integration in Europa sinnvoll.