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Militärische Praxis zwischen Ethik und Tragik: Moralische Dilemmata im Kontext der Friedensbildung für Streitkräfte

Aus welchem Grund und in welcher Form birgt das Handeln der Streitkräfte moralische Dilemmata? Worin bestehen sie? Wie geht die Friedensbildung in den Streitkräften mit ihnen um? Welche Bildungskonzepte gibt es in diesem ­Bereich? Sind sie zielführend? Auf der Suche nach Antworten erörtert dieser Aufsatz Erkenntnisse aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Zweigen, der Sozialphilosophie und der Theologie. Abschließend stellen wir uns die Frage, welchen Beitrag die geistliche Seelsorge während der Ausbildung der Streitkräfte zur Bewusstseinsbildung hinsichtlich moralischer Dilemmata leisten kann.

Methodologische Ausgangspunkte

Der deutsche Soziologe und Historiker Max Weber plädierte in seinen Methodologischen Schriften dafür, die Definition des sozialen und politischen Handelns an genau dem Mittel zu orientieren, welches für dieses Handeln ausschlaggebend sei. Staaten sind demnach laut Weber durch ihr Gewaltmonopol innerhalb des eigenen Hoheitsgebiets zu definieren.1 Die Streitkräfte müssten demzufolge – im Rahmen ihrer Mandatierung durch Staaten mit einem Gewaltmonopol – anhand ihres Einsatzes von Gewalt (use of force) definiert werden.

Diese Betonung des Einsatzes von Gewalt ist auch für die Friedens- und Militärethik ein fruchtbarer methodologischer Ausgangspunkt. Zunächst jedoch sind Ziele dieser Ethik zu definieren: etwa die Erreichung eines gerechten Friedens oder – nicht ganz so umfassend – der Schutz der Souveränität, der territorialen Integrität und zentraler Einrichtungen der Demokratie, des Rechtstaates und der internationalen Rechtsordnung. Die explizite Definition dieser Ziele stellt die Friedensethik in die Tradition von Clausewitz’, dem zufolge der Krieg die bloße Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln darstellt. Anders gesagt: Es ist also die Politik, die die Ziele festlegt, und die Streitkräfte gestalten deren Ausführung. Ohne diese Erkenntnis bleibt die Friedensethik in ihrem Wesenskern unverständlich.

Nicht ohne Grund schrieb der Verwaltungswissenschaftler Van Braam, gerade die Politik sei ein „Kampf um Werte“.2 Aus demselben Grund, und zu Recht, widmen die Friedensethik und die Militärethik den Grundfesten des Nachkriegsfriedens besonderes Augenmerk. Gemeint sind damit die Systeme zur Konfliktverhütung sowie die Qualitätsanforderungen an friedenserhaltende Maßnahmen. Diese Ziele müssen den Modus Operandi der Streitkräfte beeinflussen. Entsprechend konzentriert sich die Friedens- und Militärethik in erster Linie auf Instrumente der gewaltfreien Konfliktlösung, die sich von der aktiven Gewaltfreiheit über informelle und formelle Diplomatie bis hin zu völkerrechtlich verankerten Sanktionen erstrecken. Hier werden Streitkräfte im Kontext der Konflikteskalation und -deeskalation als Teil eines weitreichenden Repertoires an Instrumenten verortet.

Die Existenz demokratischer Rechtsstaaten wird auf unterschiedliche Weise ethisch hergeleitet (vgl. John Rawls und Jürgen Habermas). Innerhalb verschiedener Strömungen der Sozialethik wird verschiedentlich der moralisch paradoxe Charakter der Streitkräfte als Gewalt ausübende Organisation zum Zwecke der Kriegsverhinderung diskutiert. Hierbei steht zu bedenken, dass demokratische Rechtsstaaten nur dann adäquat funktionieren können, wenn sie die Werte, moralischen Grundsätze und moralischen Pflichten ihrer Bürger und ihrer gesellschaftlichen Einrichtungen nicht selbst definiert haben.3

Die Ultima Ratio als Ausgangspunkt der Militärethik

In demokratischen Rechtsstaaten werden Streitkräfte ausschließlich als Mittel der Ultima Ratio4 eingesetzt, also erst, wenn alle anderen Mittel zum Umgang mit dem Konflikt auf internationaler Ebene ausgeschöpft sind5. Das Motiv der Ultima Ratio ist in völlig unterschiedlichen philosophischen und religiösen Systemen zu finden. Dasselbe gilt für den instrumentalen Charakter der Streitkräfte. Die Militärethik nimmt gegenüber einer auf Ziele ausgerichteten Ethik stets einen nachgeordneten Rang ein. Doch auch wenn demokratische Rechtsstaaten eine Gewaltenteilung vorsehen und intern eine Kultur des friedlichen Zusammenlebens erreichen, entkommen sie doch nicht dem Paradoxon, das gerade die institutionalisierte gewaltarme militärische Verteidigung mit sich bringt. Jegliche Militärethik – auch die angewandte Dilemmaethik als ihr Teilbereich – muss sich von daher auf die moralische Logik der Ultima Ratio als Ausgangspunkt beziehen. Jegliche Militärethik, die sich an eine Unternehmensethik oder eine militärische Berufsethik im engeren Sinne anlehnt und die Streitkräfte nachgerade mit privatwirtschaftlichen Unternehmen gleichsetzt, deren Bedienstete vermeintlich einen unabhängigen Beruf wie jeden anderen ausüben, ist kategorisch von der Hand zu weisen. Eine solche Auffassung würde der Aufgabe und dem Wesen der Streitkräfte nicht gerecht und nähme diese nicht ausreichend ernst.

Streitkräfte werden aus Gründen der Notwendigkeit als letztes Mittel auf der Grenzlinie der politischen Selbstbeherrschung in einem eskalierenden politischen Konflikt eingesetzt, wenn internationale Gerechtigkeit und Völkerrecht zum Gegenstand der öffentlichen Debatte werden. Die politische Frage lautet dann: Ist eine militärische Eskalation notwendig und im politischen Sinne gewollt, mit allen damit verbundenen Risiken? Die juristische Frage lautet: Ist das, was wir wollen, rechtmäßig? Ein Einsatz im Rahmen der Ultima Ratiobedeutet für militärisches Handeln, dass die Streitkräfte immer auf der Grenze zwischen Ethik und Tragik operieren müssen.6 Schließlich sind Moral und Ethik einerseits sinnvoll, solange die Selbstbeherrschung in der Umsetzung (self-control) möglich ist7 – heißt also: praxis. Andererseits kommt die Tragik zum Tragen, wo Beherrschung durch die tatsächlichen Umstände in der Form von höherer Gewalt unmöglich ist oder wo die Doppeleffekte einer praxis unumgänglich und gleichzeitig unverhältnismäßig oder sogar kontraproduktiv sind. 

Durch die Linse der Ethik betrachtet, werden Streitkräfte also dann eingesetzt, wenn das moralisch Gute in internationalen Beziehungen nicht mehr erlangt werden kann und höchstens noch die Rede ist von „moralisch richtigem“ Handeln; dies immer im Lichte der Unwägbarkeiten des Handelns auf der Grenzlinie zwischen Ethik und Tragik. Streitkräfte wählen ihre eigenen politischen Zielsetzungen nicht selbst und individuelle Soldaten noch viel weniger. Mit gutem Grund betont Samuel Huntington in seinem Klassiker8 den „Top-down“-Charakter der Militärethik. Er bezieht sich auf eine folgerichtige Entscheidung für eine instrumentelle Organisation, die zudem in ihrem Inneren hierarchisch strukturiert ist. Gerade weil die Streitkräfte im Zuge der Ultima Ratio einsetzbar sind, sind moralische Dilemmata intrinsisch mit ihrem Einsatz verbunden.

Arten moralischer Dilemmata

Für den Begriff „moralisches Dilemma“ hat die Ethik mindestens sieben verschiedene Definitionen vorgelegt.9 In diesem Artikel gehen wir von der ganz allgemeinen Begriffsdeutung aus: Ein Dilemma beschreibt eine moralische Fragestellung hinsichtlich der Entscheidung zwischen zwei Alternativen.10 Es geht dabei um die Überlegung, ob eine Handlung ausgeführt oder unterlassen werden sollte bzw. welche der beiden verfügbaren Alternativen gewählt werden soll. Letzteres kann die Gegenüberstellung gegensätzlicher Verpflichtungen und Ziele bedeuten, Gleiches gilt aber auch für die Wahl zwischen zwei Alternativen mit wesentlichen Doppeleffekten. In Streitkräften sind nicht in erster Linie nur Dilemmata der Art „gut im Vergleich zu gut“ relevant, die sich in der Form aufeinanderprallender positiver Verpflichtungen zeigen, sondern eher Dilemmata des Typs „richtig im Vergleich zu richtig“. Es geht also um eine Entscheidung unter suboptimalen Bedingungen, wobei jede Entscheidung auch negative Folgen hat, welche ihre moralische Rechtfertigung wieder entkräften. Die Wahrscheinlichkeit, moralisch zu versagen und auf Dauer Unbehagen über die moralische Qualität des eigenen Handelns zu empfinden, ist darum erheblich und ergibt sich vor allem im Grenzgebiet zwischen Ethik und Tragik. Hier stößt also die Kontrolle des Menschen hinsichtlich der Folgen seines Handelns an ihre Grenzen. 

Letzteres trifft umso mehr zu, als ein moralisches Dilemma Folgen für die Identität des Handelnden hat und sich in Form eines Rückschlags äußert. Führt das eigene Handeln in einer von einem Dilemma geprägten Situation zu schlimmen Konsequenzen, verändert dies eigene moralische Identität wie durch einen Bumerangeffekt. Die empfundene „Beschmutzung des Selbst“ beeinträchtigt in der Folge die Eigenwahrnehmung, das Gefühl persönlicher Unschuld und den beruflichen Stolz. Aus diesem Grund suchen Veteranen nach Abschluss ihrer Mission meist soziale und politische Anerkennung. In ihrer Funktion repräsentierten sie nicht in erster Linie sich selbst, sondern auch den Staat und die Zivilbevölkerung, die dem Staat über ihre Volksvertretung das Mandat für den militärischen Einsatz gegeben hat. Deshalb sind sowohl ihre positiven Leistungen als auch ihre „schmutzigen Hände“ Allgemeingut.

Bevor es zu einem militärischen Einsatz kommt, sind in den Streitkräften die folgenden Kategorien moralischer Dilemmata zu erörtern. Erstens: Was bedeutet es, Gerechtigkeit und den gerechten Frieden als Ziel einer militärischen Operation zu definieren, und welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die legitimen Interessen des Gegners? Das Dilemma, das sich aus diesem Wertekonflikt ergibt, zeigt sich deutlich bei der politischen Entscheidungsbildung und in der Auswahl der militärischen Strategie.11 Zweitens: Gibt es moralische Dilemmata, die sich aus dem Wert der Sicherheit ergeben? Was hat beispielsweise Priorität: die (inter-)nationale Sicherheit oder die menschliche Sicherheit? Und wie verhalten diese sich in Bezug auf die force protection, die Sicherheit der eigenen Truppen bei militärischen Einsätzen außerhalb von Kriegseinsätzen? Drittens: Gibt es Dilemmata des Mitgefühls? Welches moralische Gewicht müssen die Streitkräfte den humanitären Aufgaben beimessen, die sich während ihres Einsatzes für die Gerechtigkeit und internationale Sicherheit ergeben? 

Natürlich entstehen moralische Dilemmata auch im Spannungsfeld dieser drei Werte. Als klassisches Beispiel wäre hier das Dilemma zwischen der (neo-)realistischen Ausrichtung auf die Sicherheit einerseits und auf die Gerechtigkeit in internationalen Beziehungen andererseits zu nennen. Und wie steht es nach Ende eines bewaffneten Konflikts um die Gerechtigkeit? Wird sie adäquat gegen die Notwendigkeit der Versöhnung und des Wiederaufbaus abgewogen? Immerhin steht eine strafende Gerechtigkeit im krassen Gegensatz zum Streben nach Versöhnung12

Das Verständnis dieser grundlegenden Wertedilemmata ist unerlässlich, ebenso wie eine gewisse diesbezügliche Sensibilität. Dies gilt vor allem für moralische Führung in den höheren Rängen der Streitkräfte, die einerseits jederzeit mit strategisch relevanten Entscheidungen konfrontiert werden und andererseits zwischen der Politik und ihren Untergebenen eine moralische Brücke bauen müssen. Denn die moralische Motivation der Streitkräfte, die an Missionen teilnehmen, wird empirisch gesehen in der Regel nicht von grundlegenden Werten bestimmt: Sie kämpfen um ihr eigenes Überleben, um das Leben ihrer Kameraden und für ihren militärischen Befehlshaber. Politische Legitimation und moralische Teilhabe an der Heimatfront stehen hier empirisch lediglich an sekundärer Stelle.

Moralische Dilemmata des militärischen Handelns

Auf operativer Ebene beziehen sich die moralischen Dilemmata meist auf die Legitimität der Anwendung von Gewalt im Spannungsfeld der spezifischen Situation – wie beispielsweise bei der Erfüllung von Mandaten und der Befolgung der Einsatzregeln (Rules of Engagement, RoE). Politische und juristische Legitimität13 beim Einsatz von Gewalt sind nicht deckungsgleich und gehören nicht in die Kategorie der moralischen Legitimität. Politischer Auftrag und juristische Zulässigkeit sind nichta priorideckungsgleich mit moralisch-ethischer Rechtfertigung. Nachdem die kanadischen Truppen im Rahmen ihres UN-Mandats Zeuge des Völkermordes in Ruanda geworden waren, äußerte Generalmajor Dallaire beispielsweise, es hätte eigentlich eine Option geben müssen, den Einsatz von Gewalt in diesem Fall auszuweiten.

Die Gestaltung von Friedensoperationen der zweiten Generation nach dem Fall der Berliner Mauer im Jahre 1989 hat ebenfalls neue moralische Dilemmata aufgeworfen. Das Repertoire der militärischen Aufgaben und Rollen wurde durch diplomatische Fähigkeiten und Verhandlungsfertigkeiten wesentlich ausgeweitet. Hinzu kamen auch entwicklungspolitische Aufgaben wie der 3D-Prozess (Defense, Diplomacy, Development), der eng mit der Priorisierungspro­blematik, den Rollenkonflikten und moralischen Dilemmata verknüpft ist. 

Beim militärischen Handeln zeigen sich sowohl phänomenologische Einschränkungen als auch eine wahrgenommene Inkommensurabilität14. Erstere stellen sich infolge von Unwägbarkeiten bei der Anwendung militärischer Macht und der mit ihr verbundenen Widerspenstigkeit der militärischen praxis ein. Weitere Akteure – eigene politische Behörden, die Vereinten Nationen, der Gegner, irregulär operierende nicht staatliche Kämpfergruppen – schaffen durch ihre Macht zusätzliche Unwägbarkeiten. Die wahrgenommene Inkommensurabilität entsteht im Kontrast der Mandatsbeschreibung durch den Dienstherrn und der Analysen der militärischen Situation einerseits sowie der eigenen Wahrnehmung und erlebten Erfahrung in diesem Zusammenhang andererseits. 

Gerade die erwähnten phänomenologischen Einschränkungen und die wahrgenommene Inkommensurabilität beeinflussen, wie moralische Dilemmata von den Soldaten erlebt werden. Sie führen zu einem Gefühl der Machtlosigkeit, beispielsweise, wenn Streitkräfte ihre militärische Macht nicht einsetzen dürfen, obwohl diese einen Kernbereich im militärischen Berufsbild darstellt und zum beruflichen Selbstbild gehört.15 Als Teil einer Schicksalsgemeinschaft sind Soldaten zum Überleben aufeinander angewiesen, finden aber gleichzeitig wenig Orientierung in dem Bild, das ihnen in militärischen Briefings einerseits und Programmen zur Bewältigung von Einsatzfolgen andererseits vermittelt wird. Auch hier erleben sie die genannte Inkommensurabilität. Da sich in einem Konfliktgebiet Gut und Böse anders auf die kämpfenden Parteien und Bevölkerungsgruppen verteilen, als es auf der Grundlage der Ausbildung und des Auftrags zu erwarten war, hat eine solche Erfahrung auch eine moralische Dimension. Zeuge von Gewalt zu werden, erschüttert zudem das grundsätzliche Vertrauen in das Gute im Menschen – sofern dieses Vertrauen vorab vorhanden war.

Militärisches Handeln als praxis 

Betrachten wir zumindest militärische Handlungen als praxis in der Tradition von Aristoteles, ist der Blick auf die moralische Dimension im Erleben der Streitkräfte, der auf Snow et al. zurückzuführen ist, gar nicht so überraschend.16 Aristoteles unterschied nämlich sinnvoll zwischen epistème (der theoretischen Wissenschaft), technè (der technischen Kenntnis) und praxis (auf phronèsis, also auf Umsicht bzw. Klugheit basiertes Handeln)17. Umsichtiges Handeln erfordert Weitblick und Antizipation, wie beispielsweise im Falle der Strategic Foresight18. Als moralische Tugend beruht sie auf Klugheit und der Fähigkeit, auf der Grundlage (kritischer) Abwägungen und anhand der Einschätzung der situativen Wirklichkeit passende Ziele und Mittel auszuwählen. Die hieraus abgeleiteten Formen von Moral und Ethik betrachten die ethische Kasuistik nicht in erster Linie als eine Form juristischer Anwendung von Gesetzen und Prinzipien im Rahmen einer Handlung. Sie stützen sich vielmehr auf eine Vision, welche die soziale Realität als dynamisch auffasst und das Handeln in dieser Situation als zwar zweckmäßig, aber sowohl die Macht als auch die Einsicht in soziale Realitäten und Handlungsmöglichkeiten auch an Unwägbarkeiten gebunden sieht. Dem Philosophen Verhoeven zufolge ist Gewalt immer „anti-technisch“, da sie außer Kontrolle gerät und sich im weiteren Verlauf dem selbstbestimmten Auftreten entzieht.19

Das Handeln der Streitkräfte in diesem Sinne als praxis zu betrachten, bedeutet – negativ ausgedrückt –, im militärischen Handeln nicht nur eine Frage der technischen und technologischen – oder, wenn man so möchte, der handwerklich-instrumentellen – Professionalität zu sehen. Militärisches Handeln kann aber auch nicht durch Interpretation als eine abgeleitete Anwendung der Theorie (epistème) auf die Wirklichkeit aufgefasst werden. Auch stellt sich die Frage nach der militärethischen Perspektive nicht erst bei Einsatzende bzw. mit dem Urteil über die gesetzeskonforme Anwendung von Gesetzen, Regeln und Prinzipien. Positiv formuliert, liegt der Schlüssel zum Verständnis des moralischen Erlebens der Soldaten in der Umsicht. Denn ein umsichtiger Soldat wendet nicht primär Theorie auf die Wirklichkeit an, sondern zeigt Klugheit in der Wirklichkeit. Er oder sie muss die eigenen Beobachtungen und Einschätzungen als Ausgangspunkt nehmen, um angesichts der Unwägbarkeit von Handlungsmöglichkeiten eine Entscheidung zu treffen.

Im aristotelischen Verständnis der militärischen praxis zeigt sich, dass moralische Dilemmata demnach weder in erster Linie auf einen Mangel an epistème (des theoretischen Wissens über die militärische Realität) zurückzuführen sind noch auf einen Mangel an Einhaltung der Gesetze, Vorschriften und Politik und auch nicht auf einen Mangel an professionellen Fähigkeiten im Sinne der technè im Bereich Technologie oder Management. Diese Dilemmata stehen hingegen im Zusammenhang mit der Bewusstheit (awareness): Diese bezeichnet die Fähigkeit, die moralische Bedeutung einer vorhandenen Situation während des Handelns einschätzen und infolge umsichtiger Einschätzung eine zielführende Entscheidung für den Einsatz adäquater Mittel treffen zu können. Diese professionelle Fähigkeit ist gegeben, wenn Soldaten der Streitkräfte die moralische Dimension der sozialen Realität, in der sie tätig sind, sowie die moralische Brisanz des eigenen Handelns zu erkennen in der Lage sind und dementsprechend vorausschauend tätig werden können – hier zeigt sich wieder die Tugend der Klugheit. Und daraus ergibt sich auch, dass sich kein Soldat der Bedeutung der Dilemmaethik entziehen kann: Moralische Dilemmata zeigen sich nicht in Einzelfällen. Sie bilden vielmehr den Kern einer auf Klugheit beruhenden Professionalität.

Die Anerkennung der Klugheit – nicht nur als kognitive, sondern auch als moralische Tugend – wurde hauptsächlich von Thomas von Aquin in seiner Aristoteles-Rezeption entwickelt. Ihm gelang es nachträglich, die übermäßige Betonung der Beichtvatermoral, deren Schwerpunkt auf Reue, Schuldverarbeitung und Versöhnung lag, zu überwinden, indem er unter anderem den Akzent auf Umsicht – und somit auf Antizipation – verschob. Eine aristotelische Perspektive verortet moralische Dilemmata außerdem nicht nur auf der individuell-kognitiven Ebene, sondern auch auf der Ebene von Beziehungen und Gefühlen sowie auf der kollektiv-gemeinschaftlichen Ebene. Moralische Dilemmata sind oft geprägt von Beziehungen auf der zwischenmenschlichen Ebene und stehen gerade in einer polis zur Diskussion. 

Die Dilemmaethik als ­Fachgebiet

Auch bei der Behandlung militärischen Handelns als Praxis und bei der Betonung der Tugend der Klugheit bleibt Ethikunterricht als akademische Disziplin wichtig. Die Ethik ist mitsamt ihrer philosophischen und theologischen Sparten weiterhin als für sich selbst stehendes epistème zu betrachten. Friedensethische Bildung ist für die Stärkung der normativen Vernunftfähigkeit der Soldaten im Rahmen ihrer Ausbildung wichtig. Für jedes völkerrechtlich begründete militärische Einschreiten ist diese Fähigkeit relevant und mindert zudem das Risiko vermeidbarer Zwischenfälle in der Truppe, wie beispielsweise des sexuellen Missbrauchs oder der Tendenzen extremistischer Gesinnung. Angewandte militärische Ethik und dilemmaethische Kasuistik weisen in diesem Zusammenhang den Charakter eines „Mixed-Method“-Ansatzes auf. Sie werden sowohl induktiv entwickelt (als Fallbeschreibung auf der Grundlage der moralischen Erfahrung und Vorgehensweisen der Streitkräfte) als auch deduktiv abgeleitet aus ethischen Theorien über Gerechtigkeit, Sicherheit, Versöhnung und Mitgefühl.20 Das induktive Element ist aufgrund der deskriptiven Elemente der Kasuistik, das deduktive Element aufgrund der Verbindung mit den Zielen des militärischen Handelns, aber vor allem auch aufgrund der Notwendigkeit einer hermeneutischen Deutung der Erfahrung unerlässlich – letztendlich handelt es sich insgesamt um eine geisteswissenschaftliche Aufgabe.21

Trainings zum Umgang mit Dilemmata auf der Grundlage der angewandten militärischen Ethik behandeln Wertehierarchien und das Prinzip des indirekten Effekts. Von Bedeutung ist auch, den Umgang mit dem Vorhandensein verschiedener Arten moralischer Dilemmata einzuüben.

Hinsichtlich des Umgangs der Streitkräfte mit moralischen Dilemmata misst Wildering22 unter Bezug auf Aristoteles vor allem der Charakterbildung großes Gewicht bei. Daraus ergibt sich, dass die Umsicht als Tugend nicht isoliert von anderen für die Charakterbildung grundlegenden Tugenden wie Gerechtigkeit, Mut und Genügsamkeit betrachtet werden kann. Insofern sollte die moralisch-ethische Bildung (junger) erwachsener Soldaten in Form einer Selbstschulung ablaufen. Der Gedanke, ein Staat – und sei er noch so demokratisch – dürfe in seiner Funk­tion als Dienstherr den Bediensteten seiner Streitkräfte Charakterbildung auferlegen und ihren Charakter inhaltlich formen, zeigt schon Tendenzen hin zum Totalitarismus. Selbstschulung wird als dilemma sharing praktiziert, wie dies bei interdisziplinären ethischen Ausschüssen geschieht, die in Gestalt eines paritätisch besetzten moralischen Beratungsorgans auftreten. 

Bei der im Rahmen der Ausbildung durchzuführenden Charakterbildung spielt auch das Menschenbild des Soldaten eine zentrale Rolle. Dieses Bild ist in Glaubensvorstellungen und Überzeugungen verankert und somit lebensanschaulicher Art. Es kann deshalb eigentlich nur von geistlichen Gemeinschaften wie den Kirchen vermittelt werden. Da sich moralische Dilemmata in den Streitkräften immer auf der Grenzlinie zwischen Ethik und Tragik abspielen, ist die Zusammenarbeit mit geistlichen Betreuern in dieser Rolle wesentlich. Denn auch die Tragik ist ein ausgesprochen lebensanschauliches Thema. Mit ihrer Tätigkeit einerseits im Bildungswesen (in der Schule, in der Berufsausbildung und in Schulungen) und andererseits in der Seelsorge nehmen geistliche Betreuer hier eine Doppelrolle ein.

Religion und moralische ­Dilemmata

Die Religion erfüllt eine unerlässliche Aufgabe auf dem Gebiet der Moral und der Ethik, auch in den Streitkräften. Als Beispiel gehen wir hier auf das Christentum ein. Die Beziehung zwischen christlichem Glauben und moralischen Dilemmata ist sehr viel komplexer, als es auf den ersten Blick scheint. Denn mitnichten beinhaltet das moralische Dilemma einfach nur die Frage, und der christliche Glaube, weitergegeben durch Evangelium und Tradition, hält deduktiv – wie in einer übersimplifizierenden „Divine-Command“-Ethik – eine Handlungsvorgabe bereit. Der christliche Glaube nimmt vielmehr die Suche der Streitkräfte nach der moralischen Wahrheit der Angehörigen ernst und geht hierbei nicht von ethischem Relativismus aus. Liegt ein moralisches Dilemma vor, können wir nicht leichtfertig vom Vorhandensein einer grundsätzlich richtigen oder falschen Handlungsoption ausgehen. Moralische Dilemmata können zwar manchmal aporetischer Natur sein; in vielen Fällen reicht die Hierarchie von Rechten und Pflichten, Werten und Tugenden jedoch zum Umgang mit ihnen aus. In den Streitkräften bedeutet dies eine Hierarchie auf der Grundlage der Gerechtigkeit, der internationalen und humanitären Sicherheit und des Mitgefühls.

Der christliche Glaube steht moralisch und ethisch für einen moralischen Perfektionismus: „Seid also vollkommen, wie euer himmlischer Vater vollkommen ist!“ (Mt 5,48).23 Dieses Ideal setzt sich fort im Streben nach dem moralisch Guten und Richtigen. Es widerspricht ihm nicht, sondern verleiht ihm im Gegenzug Spannkraft. Denn es ist unerlässlich, die Moral zu verinnerlichen, Werte und Verhalten in Übereinstimmung zu bringen, die universelle Gültigkeit der Moral nicht auf das eigene Wertesystemen zu beschränken, den Feind und die Menschen außerhalb des gesellschaftlichen Mainstreams mit einzubeziehen sowie dem externen Druck standzuhalten, Werte aufzugeben. Ein solcher Ansatz kann dazu beitragen, den Rückzug aus der moralischen Pflichterfüllung (moral disengagement) zu durchbrechen.24 Genau das ist wesentlich, denn Soldaten sind und bleiben verantwortliche Akteure, auch unter extremen Umständen. Es gilt daher zu vermeiden, dass sie sich vom Selbstverständnis her als tragische Opfer der Geopolitik wahrnehmen. Der christliche Glaube kann gerade durch seinen moralischen Perfektionismus die Charakterbildung anregen. 

Der moralische Perfektionismus scheint auf den ersten Blick einen gegenteiligen Effekt zu erzeugen, nämlich moralisches Versagen zu konstituieren. Hohe Anforderungen konfrontieren die Betroffenen schließlich mit dem eigenen Unvermögen und bergen ein intrinsisches Risiko der Untreue und des Verrats gegenüber dem idealistischen Selbstbild, vergleichbar dem Fall der Jünger Jesu bei der Konfrontation mit dessen Leiden und Tod. Es ist jedoch genau diese Erfahrung der moralischen Unzulänglichkeit, die die Akteure moralisch sensibilisieren und ihnen die Notwendigkeit von Vergebung und Versöhnung vor Augen führen kann. Letztere ist – im Lichte des christlichen Glaubens – nicht nur unerlässlich, sondern auch möglich und tatsächlich gegeben (Joh. 20). Und genau diese Aussicht auf Vergebung hat einen belebenden Effekt, da der Weg der Anerkennung von Schuld und Scham vorgezeigt wird. So wird der Weg hin zur moralischen Entwicklung und Selbstschulung in Form der Charakterbildung wieder geöffnet.25 

Das Paradoxon des christlichen Glaubens in der Konfrontation mit moralischen Dilemmata ermöglicht es dem Glauben also – gerade weil er im Stande ist, moralisches Versagen aufzuzeigen und nicht trotz dieser Fähigkeit –, auf höchster Ebene die Charakterbildung zu stimulieren und dadurch moralische Dilemmata sowohl subjektiv akzeptabel als auch kommunikativ handhabbar zu machen. In diesem Punkt liegt ein unerlässlicher Beitrag zur Humanisierung der Kriegsführung, welche an sich moralisch zwiespältig bleibt.26 Und genau hier findet sich die inhaltliche Begründung der Notwendigkeit christlicher und geistlicher Seelsorge in den Streitkräften für die Ausbildung der Soldaten zum Umgang mit moralischen Dilemmata, sowohl bei wissensorientierten Ausbildungsgängen als auch in Bezug auf sozial-emotionale Fähigkeiten und – last, but not least, in der Charakterbildung. 

1 Weber, Max (1968): Methodologische Schriften. Frankfurt am Main, S. 357. 

2 Braam, A. van (1986): Inleiding bestuurskunde. Muiderberg, S. 14. 

3 Iersel, A. H. M. van und Baarda, Th. A. van (2002):
Militaire ethiek. Morele dilemma’s van militairen in theorie en praktijk. Budel. 

4 Der Begriff Ultima Ratio ist hier qualitativ gemeint, nicht konsekutiv. Das heißt, kluge Einschätzungen können zum Einsatz führen, auch wenn nicht alle anderen Mittel tatsächlich ausprobiert sind, etwa weil
sie als ineffektiv eingeschätzt werden. 

5 Wenn Streitkräfte nicht als Ultima Ratio eingesetzt werden, werden Legitimitätsfragen zwingend aufge­worfen. 

6 Unter Tragik wird hier verstanden ein Verhältnis zwischen Ziel und Absicht einerseits und Effekt des Handelns andererseits, das geprägt ist von Kontraproduktivität. Ein klassisches Vorbild beschreibt der Autor Sophokles in seiner Tragödie Antigone, worin der König Kreon völlig kontraproduktiv handelt und so seine moralische Identität und Zukunft verspielt. Im Bereich der biblischen Weisheitsliteratur wird dieses Thema aufgefunden als Contrapassum. Im Bereich der militärischen Praxis ist Tragik ähnlich den Dilemmata mit disproportionalen negativen indirekten Effekten, über die der Soldat ständig die Kontrolle zu verlieren droht.

7 Geyer, Anne L., und Baumeister, R. F. (2005): „Religion, Morality and Self-Control: Values, Virtues and Vices.” In: Paloutzian, Raymond F. und Crystal, L.: Handbook of the Psychology of Religion and Spirituality. New York/London, S. 412-435. 

8 Hungtington, Samuel P. (1957): The Soldier and the State: The Theory and Politics of Civil-Military Relations. Harvard. 

9 Schumm, George F.: „Dilemma.“ In: Audi, Robert (Hg.) (1995): The Cambridge Dictionary for Philosophy. Cambridge, S. 203. 

10 Dilemmata gibt es also nicht nur im Sinne von negativen indirekten Effekten verschiedener Optionen, sondern auch zum Beispiel im Fall der miteinander in Konflikt stehenden Verwirklichungsmöglichkeiten der Menschenrechte. 

11 Stone, Deborah (2012): Policy Paradox. The Art of Political Decision Making. New York, S.264–268.

12 In Nachkriegszeiten wirkt radikale Durchführung der strafenden Gerechtigkeit gegen den Prozess der Re­konstruktion und Versöhnung, weil Politik, Kultur und Gesellschaft sonst einen Mangel an leitender Motivation für einen Wiederaufbau haben.

13 Legitimität wird hier im Sinne von Max Weber verstanden als formaler Begriff, nämlich als soziale Akzeptanz der Autorität.

14 Snow, David A. et al. (1986): „Frame Alignment Processes, Micromobilization, and Movement Participation“. In: American Sociological Review 51, S. 473. 

15 Rietveld, Natasja (2009): De gewetensvolle veteraan. Budel. 

16 Byrne, David (2011): Applying Social Science. The Role of Social Research in Politics, Policy and Practice. Bristol.

17 Flyvbjerg, Bent (2001): Making Social Science Matter. Cambridge, S. 2. 

18 Korsgaard, C. M. (2009): Agency, Identity and Integrity. Oxford, S. 52. 

19 Verhoeven, C. (1967): Tegen het geweld. Utrecht, S. 15. 

20 Baarda, Th. A. van/Iersel, A. H. M. van/Verweij, D. E. M. (Hg.) (2004): Praktijkboek Militaire Ethiek. Ethische vraagstukken, morele vorming, dilemmatraining. Budel. 

21 Vgl. Elßner, Thomas R. (2016): „Didactics of Military Ethics: From Theory to Practice.“ In: Elßner, Thomas R.  und Janke, Reinhold (Hg.): Didactics of Military Ethics: From Theory to Practice. Leiden, S. 9. 

22 Wildering, Ger (2014): Morele Vorming in de krijgsmacht. Een katholiek Perspectief. Budel, S. 239–341.

23 Nach Timmons, Mark (2013): Moral Theory. Lamham u. a., S. 73–77, wird Perfektionismus – die Orientierung nach perfektem Leben – gefunden im naturrechtlichen Ansatz der katholischen Moral des Thomas von Aquin. Meines Erachtens zielt alle Tugendethik im Grunde auf Exzellenz. Im katholischen Kontext wird diese Orientierung nicht nur moralisch und ethisch aufgefasst im Bereich der Charakterbildung, sondern auch verbunden mit einer Spiritualität der Heiligung. Beispiele sind die heilig gesprochenen Soldaten und Veteranen wie St. Martin von Tours und Ignatius von Loyola. 

24 Bandura, Albert (1999): „Moral Disengagement in the Perpetration of Inhumanities“. In: Personality and Social Psychology Review, vol. 3., S. 193-209.

25 McCulough,. M. E./Bono, G./Root, L. M. (2003): „Religion and Forgiveness“. In: Paloutzian, Raymond F. und Crystal, L.:Handbook of the Psychology of Religion and Spirituality. S. 407. 

26 Filibeck, G. (2003): „The Church and Humanitarian Law.” In: Pontifical Council for Justice and Peace and Congregation for Bishops, Humanitarian Law and Military Chaplains. Vatican City, S. 45. 

Zusammenfassung

Prof. Dr. Fred van Iersel

Prof. Dr. Fred van Iersel studierte Theologie in ­Nim­wegen (Niederlande) und schloss mit einer Masterarbeit über die Tugend der Klugheit im Kontext der Ver­antwortungsethik ab. Er promovierte zum Ph. D. über Friedenserziehung in katholischen Pfarrgemeinden. Seit 1982 unterrichtet er Katholische Soziallehre und Friedens­ethik. Seit 1994 hat er den Lehrstuhl für Religion und Ethik für das Militär in Tilburg (Niederlande) inne. Er ist Gründer des Büros für Militärethik bei den niederländischen Streitkräften sowie Mitgründer des „Journal for Military Ethics“ und des E-Journals „Ethik und Militär“.

a.h.vaniersel@uvt.nl


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Alle Artikel dieser Ausgabe

Friedensethik – Militärethik – Sicherheitspolitik: eine erste ­Verhältnisbestimmung
Bernhard Koch
Werte und Normen: Nicht "vermitteln", sondern autonome Aneignung fördern!
Gerhard Kruip
Ethische Bildung – ein zentraler Bestandteil der Aus- und Fortbildung in der Bundeswehr
Friedrich Lohmann
Ethische Bildung in der Bundeswehr: Selbstbindung an Werte und moralische Urteilskraft
Matthias Gillner
Militärische Praxis zwischen Ethik und Tragik: Moralische Dilemmata im Kontext der Friedensbildung für Streitkräfte
Fred van Iersel
Innere Führung – Normative Grundlage der Persönlichkeitsbildung in der Bundeswehr
Angelika Dörfler-Dierken, Markus Thurau
Medizinische Ethik im militärischen Kontext – eine Herausforderung für Forschung und Lehre
Rupert Dirk Fischer
Militärseelsorge als ­Gesprächs- und ­Kooperationspartner in der Persönlichkeitsbildung von Soldatinnen und Soldaten
Dirck Ackermann

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