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Macht Kriegstüchtigkeit glücklich? Das Beispiel aus Finnland

Von Minna Ålander

Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern hat Finnland sein Gesamtverteidigungsmodell nach dem Ende des Kalten Kriegs beibehalten und konstant weiterentwickelt. Die Wahrnehmung des Sicherheitsumfelds in Finnland ist dabei von drei entscheidenden Faktoren geprägt: geografische Lage, demografische Gegebenheiten und vor allem eine von mehrfachen Kriegen gegen Russland geprägte Vergangenheit. Das spezifisch finnische Bereitschaftsmodell setzt nach wie vor den Schwerpunkt auf Landesverteidigungsfähigkeit durch schnell mobilisierbare und stark aufwuchsfähige Streitkräfte. Umfassender Zivilschutz (whole of society) und koordinierte Krisenreaktionsfähigkeit (whole of government) spielen darin ebenfalls eine bedeutende Rolle. 

Der hohe potenzielle Mobilisierungsgrad der finnischen Gesellschaft lässt sich jedoch keinesfalls mit einer hohen qualitativen Militarisierung gleichsetzen, sondern ist zum einen durch eine rein defensive Ausrichtung gekennzeichnet. Zum anderen beruht er auf einer starken Konsenskultur in der Sicherheits- und Verteidigungspolitik und wird durch die breite Wertschätzung gesellschaftlicher Errungenschaften (Transparenz, Gleichberechtigung, Bildung etc.) sowie spezifische Mentalitäten getragen. 

Während das beschriebene Modell in seiner Gesamtheit somit nur bedingt auf andere Länder übertragbar ist, beinhalten die Zivilverteidigungskomponenten des finnischen Gesamtverteidigungssystems jedoch Elemente, von denen alle europäischen Länder profitieren könnten. Dies gilt insbesondere angesichts der zunehmenden hybriden Angriffe, die ein schnelles, koordiniertes und kreatives Vorgehen erfordern.  

Originalartikel