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Warum wir eine grüne und ganzheitlichere internationale Sicherheits- und Verteidigungspolitik brauchen

Von François Bausch

Mit ihrer Ausrichtung auf Bündnissolidarität und kollektive Verteidigung haben NATO und EU jahrzehntelang für Stabilität und Sicherheit gesorgt. Andererseits hat die Fokussierung auf die Bedrohung durch Russland zur Vernachlässigung neuer Sicherheitsrisiken geführt – darunter solche, die aus menschlichem Druck auf die Natur und die Ökosysteme resultieren.

Unsere auf übermäßigem Ressourcenverbrauch und der Verbrennung fossiler Energieträger basierenden Wirtschaftssysteme haben unter anderem zu einem Verlust der Artenvielfalt und zum Klimawandel geführt. Häufigere, extremere Wetterereignisse bedrohen die menschliche Sicherheit durch starke Hitze und Trockenheit, heftigere Stürme und Überschwemmungen, die größere Schäden verursachen, sowie sich rasch ausbreitende Gesundheitsrisiken. All dies kann Instabilität verstärken, etwa in Form von Nahrungs- und Wasserknappheit, Flucht aus Katastrophengebieten und der Unterbrechung von Produktions- und Lieferketten. Mit fortschreitender Erderwärmung wird dies Konflikte um natürliche Ressourcen verschärfen und zu gewaltsamem Widerstand sowie Migrationsdruck führen, gerade in politisch fragilen Kontexten. Zugleich beeinträchtigt der Klimawandel die Einsatzbereitschaft von Streitkräften. 

Den wirtschaftlichen und geopolitischen Folgeeffekten von Anpassung und Emissionsminderung und den daraus resultierenden Verwundbarkeiten muss mit nachhaltigen Geschäftsmodellen der Kreislaufwirtschaft und Wirtschaftspartnerschaften auf Augenhöhe zum Nutzen aller begegnet werden.

Der CO₂-Fußabdruck des Militärs muss und kann durch Investitionen in Forschung und Entwicklung von kohlenstoffneutralen Treibstoffen und Antrieben für Militärfahrzeuge sowie in die umweltfreundliche Modernisierung der militärischen Infrastruktur verringert werden. Die bisherigen Ansätze, militärische Aktivitäten und Einrichtungen nachhaltiger zu gestalten, sind bei Weitem nicht ausreichend; diese gilt es auch auf Bündnis- und internationaler Ebene mit einem gezielten Maßnahmenbündel erheblich zu intensivieren. 

Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass die Integration nicht traditioneller Sicherheitsrisiken eine ganzheitlichere Außen-, Sicherheits- und Vereidigungspolitik erfordert; diese muss sowohl neu entstehende Sicherheitsrisiken sowie Bedrohungen durch neue Technologien und die globale Umweltdegradation mit einbeziehen als auch militärische Ausrüstung und Expertise mit zivilen Mediations- und Peacebuilding-Ansätzen kombinieren. Es ist an der Zeit, Klimasicherheit auf NATO- und EU-Ebene vollständig in Strategie und Praxis umzusetzen.

Originalartikel