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We Are the Bomb: Opake Finanzströme und unwissentliche Beteiligung an nuklearer Rüstung

Von Robin Jaspert

Mangelnde Kontrolle von oftmals undurchschaubaren Kapitalströmen ermöglicht es Kapitalverwaltungsgesellschaften, in nukleare Rüstungskonzerne zu investieren, meist ohne dass dies den Anlegerinnen und Anlegern bewusst ist. Die Kampagne „Don’t bank on the bomb“ der Organisation ICAN setzt sich für Divestment aus Nuklearwaffen ein und hat sich zum Ziel gesetzt, Transparenz in die Finanzströme international agierender nuklearer Rüstungskonzerne zu bringen.

Mit den United Nations Principles for Responsible Investments (UNPRI) existieren zwar Prinzipien für verantwortungsbewusste Kapitalanlagen, die sogenannte ESG-Kriterien (Environment, Social, Governance) enthalten, doch können Unternehmen nur zur selbstverpflichtenden Befolgung dieser Prinzipien angehalten werden. Bei genauerer Betrachtung fallen auch Kapitalströme von deutschen Unternehmen zu Rüstungskonzernen auf, die mitunter an nuklearen Rüstungsprojekten beteiligt sind. Oftmals wissen beispielsweise Versicherungsnehmer oder Bankkunden nicht, dass sie durch ihre Einlagen indirekt nukleare Aufrüstung unterstützen.

Der geeignetste Weg zur internationalen Ächtung von Atomwaffen bleibt der politische Weg, auf dem durch die Verabschiedung des Atomwaffenverbotsvertrags schon eine beachtliche Strecke zurückgelegt wurde. Dies bleibt auch bei international agierenden Finanzmarktakteuren nicht unbemerkt, die insbesondere nach der Krise 2007/2008 besonderes Augenmerk auf Imagepflege legen und deshalb womöglich die Finanzierung nuklearer Rüstung unterlassen. Dennoch wird dies allein kaum ausreichend sein. Um die Finanzierung von nuklearen Rüstungskonzernen unattraktiv zu machen, müssen individuelle, gesellschaftliche und strukturelle Maßnahmen ineinandergreifen, denn die nukleare Rüstungsindustrie wird nicht freiwillig die Produktion einstellen – genauso wenig wie die Finanzbranche von sich aus Investitionen in die lukrative Branche der Massenvernichtungswaffen aussetzen wird.

Originalartikel