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Friedensethik – Militärethik – Sicherheitspolitik: eine erste ­Verhältnisbestimmung

Von Bernhard Koch

Ausgehend vom Analysemodell des „arbor porphyriana“ untersucht Bernhard Koch die in der Überschrift genannte Begriffstrias. Sicherheitspolitik umfasst die Gesamtheit der Maßnahmen, die dem Schutz vor bzw. der Abwehr von äußeren Bedrohungen eines Staates dienen – wobei der Begriff der Sicherheit heute mehr als die Territorialverteidigung umfasse. Zugleich verlangten das Vorliegen und die eventuelle Wahrung von Sicherheitsinteressen – besonders mittels (der Androhung von) physischer Gewalt – nach einer ethischen Legitimierung. Auch Angehörige der Streitkräfte als potenziell gewaltsam Handelnde seien grundsätzlich nicht der Rechenschaftspflicht enthoben. Während sich die Frage nach der Legitimierung militärischer Gewalt lange stark an rechtlichen Aspekten und der Trennung von ius ad bellum und ius in bello orientierte, werden Soldatinnen und Soldaten in neueren Überlegungen in die Pflicht genommen, sich „über die ethischen Gründe ihres Einsatzes zu vergewissern“. 

Diesem Legitimierungsmodell liegt ein Menschenrechtsethos zugrunde, das auf einem christlich geprägten Friedensverständnis ruht. Dieses skizziert der Autor mit Bezug auf Thomas von Aquin als „integrale Ganzheit zwischen dem Menschen und einem Schöpfergott, innerhalb des einzelnen Menschen und damit auch zwischen den Menschen untereinander“. Selbst wenn es in pluralistischen Gesellschaften obsolet erscheine, könne der darin formulierte Anspruch nachvollzogen werden. Von einem Zustand ausgehend, der einen bloßen Rechtsfrieden transzendiert, behandelt die Friedensethik Fragen legitimer Gewaltanwendung und Staatlichkeit und beeinflusst damit wiederum militärethische und sicherheitspolitische Überlegungen. Abschließend plädiert Koch dafür, in der Didaktik der Ethik die Bedeutung innerer Haltungen zu würdigen und die (Friedens-)Ethik in bedeutendem Maß als eine Tugendethik zu verstehen.

Originalartikel