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Innere Führung und Bevölkerungsschutz – Stichwort Auftragstaktik

Von Dirk Freudenberg

Wie jüngste Terroranschläge zeigen, verschwimmt die Grenze zwischen innerer und äußerer Sicherheit angesichts hybrider Bedrohungen immer mehr. Dies stellt Feuerwehr, Rettungsdienste, Katastrophenschutz und Hilfsorganisationen vor ähnliche führungsethische Fragen wie Streitkräfte im In- und Ausland. Was kann man den eigenen Kräften zur Rettung von anderen Menschen zumuten - und wann ist die Gefahr nicht mehr vertretbar?  Diesem Problem könnte laut Dr. Dirk Freudenberg mit der Auftragstaktik, dem „Führen mit Auftrag“, entsprochen werden.

Besonders für Hilfs- und Rettungskräfte bedeuten die jüngsten Entwicklungen in Europa eine Veränderung. Sie stehen immer öfter gewaltbereiten Akteuren gegenüber, die sie nicht mehr als neutrale Helfer, sondern als Repräsentanten des Staates wahrnehmen und dementsprechend bekämpfen. Dies wirkt sich nicht nur stark auf das Selbstverständnis der Helfer aus, sondern bringt diese unter Umständen in akute Gefahr. Dadurch steigt die Verantwortung der Führungskräfte, die gegebenenfalls die Sicherheit der zivilen Bevölkerung gegen die der eigenen Kräfte abwägen müssen.

Laut Freudenberg kann die Innere Führung bei solch wichtigen Entscheidungen von großer Hilfe sein. Außerdem plädiert er dafür, schon in der Ausbildung auf hybride Bedrohungen vorzubereiten. Auch in der Einsatzplanung müssten hybride Bedrohungssituationen und direkte Angriffe auf zivile Einsatzkräfte bereits berücksichtigt werden. 

Während die Bundeswehr mit der Inneren Führung die Auftragstaktik verinnerlicht hat, gibt es eine ähnliche Konzeption bei deutschen Gefahrenabwehrbehörden bisher nicht. Trotzdem setzen sie auf der operativ-taktischen Ebene auf die gleichen Prinzipien, wie Selbstständigkeit, Initiative, Fachkompetenz und Vertrauen. Der Bevölkerungsschutz hat die Auftragstaktik daher bereits in die Dienstvorschriften übernommen. Doch von einer Orientierung an der Inneren Führung bei der Gestaltung des Inneren Gefüges könnten laut Freudenberg sämtliche Akteure der nationalen Sicherheitsarchitektur profitieren. Wie eine solche Orientierung genau aussehen könnte, bleibt dabei noch offen.

Originalartikel