Innere Führung – Führungskultur in Flecktarn
Seit Gründung der Bundeswehr bleibt ihr Leitbild, das Konzept der Inneren Führung, unverändert. Daher gerät sie im Laufe ihrer Geschichte immer wieder in die Kritik. Besonders in den 60er und 70er Jahren wurde die Gesellschaftsnähe der Bundeswehr angezweifelt und das Konzept der Inneren Führung als zu theoretisch und daher nicht anwendbar erachtet. Auch in den 80er Jahren kam im Zuge der Nachrüstungsdebatte Protest auf und bis heute wird diskutiert, inwiefern die Innere Führung mit einer modernen Einsatzarmee vereinbar ist.
Das Autorenteam des Zentrum Innere Führung (ZInFü) sieht gerade in dieser anhaltenden Diskussion die Stärke der Inneren Führung. Die Bundeswehr habe gerade ihretwegen all diese Debatten überstanden und sei dadurch weiter gestärkt worden. Dies gelte auch angesichts der Aussetzung der Wehrpflicht und dem Übergang zur Freiwilligenarmee. Das Konzept lebe von der Kritik und der ständigen Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen. Besondere Bedeutung komme dabei jedem einzelnen Soldaten zu, der stets selbst entscheide, wie sehr er die Innere Führung lebt und in seinen Alltag integriert.
Den Erfolg und die Anwendbarkeit der Inneren Führung machen die Autoren des ZInFü unter anderem daran fest, dass die gemeinsamen Werte der Streitkräfte nach der Wiedervereinigung zur deutschen Einheit beigetragen hätten. Auch sei in mehr als 25 Jahren kein Angehöriger der Bundeswehr vor dem Internationalen Gerichtshof angeklagt oder wegen Verbrechen nach dem Kriegsvölkerrecht verurteilt worden. Und trotzdem: Dass das Konzept daher als „Exportschlager“ für andere Länder funktioniert, wollen die Autoren daraus jedoch nicht ableiten. Vielmehr müsse jede Nation aus ihrer eigenen Geschichte und Kultur heraus ein Konzept entwickeln, das der militärischen Situation des Landes angemessen ist. Dabei könne jedoch ein Dialog über die Werte und Prinzipien der Inneren Führung durchaus helfen.
Originalartikel