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Führung in multinationalen militärischen Organisationen am Beispiel Supreme Headquarters Allied Powers Europe (SHAPE)

Von Gregor Richter

Das Thema „Führungsstil“ steht in vielfältigen militärischen Fragen immer wieder im Interesse von Forschern, insbesondere an wichtigen Militärstützpunkten. In einem beforschten Hauptquartier, SHAPE, dem militärischen Hauptquartier der NATO lässt sich ein eindeutig präferierter Führungsstil ablesen. Laut Dr. Gregor Richter belegt eine aktuelle Studie, dass von den Stabsangehörigen in diesem Hauptquartier der partizipative Führungsstil eindeutig bevorzugt wird. Die Studie liefert weitere interessante Ergebnisse. Personen, die mit einem Wunsch-Vorgesetzten agieren, weisen jedoch nicht unbedingt eine höhere Zufriedenheit auf, als ihre Kameraden, bei denen dies nicht der Fall ist. Diese neuen Erkenntnisse räumen mit bisherigen Vorurteilen und Annahmen auf. Insgesamt werden die Ergebnisse von Richter auf eine griffige Formel gebracht: „Leadership style does not matter!“

Das militärische Hauptquartier der NATO ist eher eine untypische Organisationsform und steht an der Spitze des zurzeit größten und schlagkräftigsten Militärbündnisses. Vor allem Stabsoffiziere aus den 28 Mitgliedsnationen arbeiten hier in einem multinationalen und multikulturellen Kontext. In Übereinstimmung mit dem Forschungsstand zu anderen Organisationsformen gilt dennoch auch für SHAPE, dass ein partizipativer Umgang von Vorgesetzten mit den ihnen anvertrauten Mitarbeitern und Soldaten in Entscheidungsprozessen jedoch nicht in dem Umfang stattfindet, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Gleichwohl gibt diese Studie sehr wohl den Hinweis darauf, dass die Bedeutung von Führung im Allgemeinen offenbar nicht so groß ist, wie man es militärischen Organisationen unterstellen würde. Müsste für den partizipativen Führungsstil die Übereinstimmung im präferierten und tatsächlichen Führungsstilergebnis in einer Demokratie nicht weit höher als 39 Prozent liegen? Und was heißt das konkret für den Anspruch Innerer Führung? 

Richter weist darauf hin, dass Forderungen nach einer partizipativen Führungskultur, wie sie auch in der Vorschrift zu Inneren Führung der Bundeswehr formuliert sind, unter führungsethischen Erwägungen unverzichtbar sind sowie im betrieblichen und nicht zuletzt militärischen Arbeitsalltag gelebt werden sollten.

Originalartikel