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Ethik versus Effizienz – was militärische Führung von der Wirtschaft lernen kann

Von Detlef Aufderheide

In der Wirtschaft und beim Militär müssen stets ethische Führungsprinzipien mit klaren Zielvorgaben vereint werden. Dabei scheinen ethische Normen und auf Effizienz ausgerichtetes Handeln oft unvereinbar zu sein. Prof. Dr. Detlef Aufderheide widerspricht dieser Annahme jedoch.

Das in der Ethik etablierte Grundmodell von Begründung und Anwendung leitet aus ethischen Normen klare Handlungsanweisungen ab, wodurch ethisch erwünschte Ergebnisse erzielt werden sollen. In der modernen Wirtschaft scheint dies jedoch nicht mehr realistisch, da selten einzelne Akteure Entscheidungen herbeiführen. Vielmehr handelt es sich um komplexe Dynamiken, die nicht vorhersehbar sind. Einige Wirtschaftsethiker erklären daher die Orientierung an ethischen Werten in der Wirtschaft für obsolet. Diese seien schlicht nicht mehr implementierbar.

Gegen diese Auffassung stellt sich Aufderheide vehement. Ethische Führung zeichne sich gerade dadurch aus, dass sie auf neue Herausforderungen flexibel reagiere. Die ethischen Normen würden nicht geschwächt, sondern gerade dadurch gestärkt, dass sie angesichts neuer Rahmenbedingungen stets neu praktisch angewendet werden müssten.

Gleiches gelte, so Aufderheide, für die Innere Führung der Bundeswehr. Veränderungen der Rahmenbedingungen und damit verbundene Herausforderungen stellen das Konzept nicht infrage. Vielmehr sei es bereits in seinem Grundsatz, Mensch, Soldat und Staatsbürger zu vereinen, darauf angelegt, verschiedene Anforderungen in Einklang zu bringen und stets neu auszutarieren. Konkret auf Führungsethik bezogen bedeute das, auf die wertenden Attribute „autoritär“ und „kooperativ“ für autoritativen und partizipativen Führungsstil zu verzichten. Partizipativer Führungsstil sei nicht gleich demokratisch und auch ein autoritativer Führungsstil könne die Würde des Soldaten im Blick haben. So könne gute Führung auch bedeuten, die Verantwortung auf sich zu nehmen und klare Handlungsanweisungen zu erteilen. In der Regel gelte: „so viel wie möglich Beteiligung zu gewähren und so wenig wie nötig ‚autoritativ‘ zu entscheiden – aber eben auch nicht weniger als nötig“. Auf diese Weise könne das Spannungsfeld zwischen Ethik und Effizienz seiner Meinung nach überwunden werden. 

Originalartikel