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Wer Frieden will, muss Krieg führen können: Abschreckung heute

Von Beatrice Heuser

Die Geschichte zeigt, dass ein expansionistischer, noch dazu übermächtiger Gegner allein durch ethische Argumente nicht vom Vorhaben eines Angriffs abzubringen ist. Hierzu bedarf es der militärischen Abschreckung, also der Verweigerung eines erfolgreichen Angriffs oder zumindest der glaubhaften Androhung einer für den Gegner untragbaren militärischen Vergeltung. Seit der Entwicklung von Kernwaffen ist dies jedoch mit zahlreichen ethischen Problemen behaftet. 

Die Entwicklung der ersten Atombombe folgte ursprünglich reinem Abschreckungskalkül. Doch die Entwicklung sowjetischer Kernwaffen und Interkontinentalraketen sowie die konventionelle Überlegenheit des Warschauer Paktes stellten die Strategie der NATO vor erhebliche Probleme. Von einzelnen Staaten und im Rahmen der NATO wurden dafür verschiedene Lösungsansätze entwickelt.  

Einer davon war die Strategie, durch einen begrenzten, auf militärische Ziele konzentrierten Ersteinsatz von Nuklearwaffen im Falle eines Angriffs die Glaubhaftigkeit der Abschreckung wiederherzustellen, ohne zugleich die totale Eskalation zu befördern. Aufgrund der gestiegenen waffentechnischen Präzision konnte dies mit den ab Ende der 1970er-Jahre stationierten „Euromissiles“ umgesetzt werden. Im Hintergrund dieser Entwicklungen stand zudem ein seit den späten 1950er-Jahren einsetzender Gesinnungswandel in Bezug auf das absichtliche Bombardieren von Zivilisten.  

Nicht zuletzt angesichts weiterer Fortschritte in der Waffentechnik spricht daher vieles dafür, in der Konfrontation mit einem expansionistischen Russland verstärkt auf konventionelle Abschreckung zu setzen – etwa durch die ab 2026 geplante Aufstellung von US-Raketen und Marschflugkörpern in Deutschland. 

Originalartikel