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Vergeltende und wiedergutmachende Gerechtigkeit: Wo steht das Völkerstrafrecht heute?

Von Susann Aboueldahab & Kai Ambos

Das Völkerstrafrecht hat einen langen Weg zurückgelegt, von den Strafprozessen nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zu den unterschiedlichen Mechanismen, die heute existieren. In einer Zeit, in der weiterhin Angriffskriege geführt und schwere Verbrechen begangen werden, stellt sich die Frage, welches Strafrechtsmodell dem Interesse der Gerechtigkeit am besten dient. Dies ist nicht nur von akademischer, sondern auch von großer praktischer Bedeutung. Denn nur wenn man die Vorteile und Grenzen der verschiedenen Strafjustizmodelle versteht, lässt sich abschätzen, welche Auswirkungen internationale Strafjustizmechanismen überhaupt haben könnten. Insbesondere bei der Betrachtung von Post-Konflikt-Gesellschaften kann man zu der Einsicht gelangen, dass der alleinige Rückgriff auf einen vergeltenden (retributiven)Justizansatz nicht ausreichend dazu beiträgt, eine gewaltbelastete Vergangenheit zu überwinden und Frieden zu schaffen. In diesem Beitrag werden wir uns näher damit befassen, wie sich der zugrunde liegende Begriff der Strafgerechtigkeit, ein grundlegender Aspekt des noch jungen Völkerstrafrechts, zunehmend wandelt. Wir werden schließlich versuchen, die Frage zu beantworten, wo das Völkerstrafrecht der Gegenwart heute steht und wie es sich zukünftig entwickeln sollte.

Originalartikel