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Krieg um die Erinnerung – Museen und Gedenkstätten in Kroatien und Bosnien 30 Jahre nach den jugoslawischen Zerfallskriegen

Von Ljiljana Radonić

Dieser Beitrag beleuchtet die Entwicklung von Geschichtspolitik und Erinnerungskultur in Kroatien und Bosnien anhand von zeithistorischen Museen und Gedenkstätten. Die jugoslawischen Zerfallskriege werden hier auch als ein „Krieg um die Erinnerung“ an die unaufgearbeitete Vergangenheit im Zweiten Weltkrieg begriffen, vor allem den Bürgerkrieg zwischen dem kroatischen faschistischen Regime der Ustascha, den serbischen Tschetniks und den Tito-Partisan:innen. Die den Kriegen der 1990er-Jahre gewidmeten Museen zeugen davon, wie „heiß“ diese Erinnerungskonflikte auch heute noch sind.

Dabei verlassen die Darstellungen in den hier untersuchten Gedenkstätten in Kroatien und Bosnien auch den „innerjugoslawischen“ Bezugsrahmen und begreifen die eigene Wir-Gemeinschaft als die „neuen Juden“, den Gegner als „neue Nazis“. Neben dem Appell an die Empathie der Betrachtenden ist oft das Anliegen erkennbar, die Gegenseite zu dämonisieren und moralische Eindeutigkeit herzustellen – ob qua Selbststilisierung als „reines“ Opfer oder durch Betonen des heldenhaften militärischen Widerstands und Siegs.

Die Instrumentalisierung von Geschichte und der Rückgriff auf dämonisierende Feindbilder stehen einem friedlichen oder gar gedeihlichen Zusammenleben im Weg. Es braucht eine zivilgesellschaftlich getragene, differenzierte und kritische Auseinandersetzung mit der Mitverantwortung der jeweils eigenen „Wir-Gruppe“. Allerdings darf der Begriff der „Versöhnung“ auch nicht missbraucht werden, um Aufrechnung zu betreiben und Fragen nach den Hauptverantwortlichen und -leidtragenden auszuweichen.

Originalartikel