Eli – Täter und Opfer? Ein Fallbericht
Am Fallbericht eines Exkombattanten einer illegalen paramilitärischen Einheit in Kolumbien wird exemplarisch aufgezeigt, wie Menschen, die selbst Gewalt erfahren haben, im Bürgerkrieg in einer stetigen Gewaltspirale zu Tätern werden und Täter selbst psychische Schäden erleiden und traumatisiert werden können, gerade auch dadurch, dass sie gezwungen werden, grausame Taten gegen die Menschenwürde und das Leben anderer zu begehen. Das Material für die Falldarstellung wurde den Interviews und Narrationen einer Trauma-Kurztherapie nach dem NET-Verfahren (Narrative Expositions-Therapie) entnommen, an der der Exkombattant im Rahmen des Programms zur Reintegration demobilisierter illegaler Kämpfer teilnahm. Am Therapieverlauf wird deutlich, dass es möglich ist, auch mit relativbegrenzten Mitteln und Ressourcen traumatisierten Personen entscheidende Hilfe bei der Bewältigung ihrer Erlebnisse zukommen zu lassen, sodass sie künftig weniger durch die Symptomatik einer Traumafolgestörung im Alltag beeinträchtigt werden und wieder in die Lage versetzt werden können, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Die Erfolge der NET-Therapie wurden nicht nur für Exkombattanten und -Kombattantinnen nachgewiesen, sondern gelten für alle Personen, die unter schweren Traumata aufgrund lebensbedrohlicher Erlebnisse bzw. Ereignisse leiden, etwa auch für Geflüchtete. Vor allem aber gibt der Fallbericht Anlass zu Überlegungen, wie psychologische Behandlung von Traumata und Posttraumatischen Belastungsstörungen nicht nur einzelnen Personen helfen, sondern auch zur Versöhnung einer Gesellschaft und damit zur Beendigung der Gewaltspirale beitragen kann.
Originalartikel