Resilienz – normativ durchdacht, transformativ entwickelt
Eine normative Betrachtung von Resilienz, die in den zeitgenössischen Krisendiskursen sehr intensiv geführt wird, zeigt auf, dass im Rahmen dieser Debatte grundlegend zwischen der Widerstandsfähigkeit, der Anpassungsdimension und der Frage nach der Transformation unterschieden werden muss. Daraus ergeben sich zwei wichtige normative Setzungen: zum einen neben der individuellen Resilienz auch die strukturelle und gesellschaftliche zu achten. Zum anderen die Verhältnisse, welche sich als resilient erweisen sollen, nicht als unveränderlich und per se gut anzunehmen, sondern auch die Frage ihrer Transformation grundsätzlich mitzudenken.
Um die Reflexion in diesen zwei Richtungen voranzutreiben, wird das Verhältnis zur Vulnerabilität geklärt, natürlich unter Bezugnahme einer Konzeptualisierung von Vulnerabilität, die nicht stigmatisiert. Diese anthropologische Dimension von Vulnerabilität und Resilienz bringt die Akteursfrage noch einmal deutlich auf die Agenda. Martin Schneider und Markus Vogt haben mit dem Konzept der responsiven Resilienz eine Spur gelegt, welche die aktive Rolle des Menschen betont, der auf die abgestimmten Anpassungsmaßnahmen auch „antworten“, also reagieren, muss. Nur mit dem Menschen kann die große Transformation gedacht werden.
Aber auch die Frage nach der Spiritualität wird bei der Betrachtung von Resilienz in diesem Beitrag nicht außen vor gelassen, sondern mit dieser verknüpft und durchdacht. Als Beispiel für solch ein integratives Verständnis von Resilienz werden am Schluss Ideen und Vorschläge entwickelt, wie die Friedensspiritualität in Zeiten des Ukrainekrieges neu mit Leben gefüllt werden kann. Dabei wird weniger auf Rituale wie das Anzünden von Kerzen abgestellt, sondern mehr auf die Änderung von Haltungen und damit Verhalten. Nur im Leitbild des gerechten Friedens kann dann die Verhältnis- und Verhaltensänderung wirklich erfolgen.
Originalartikel