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Vergessene "Kinder des Krieges": Children Born of War

Von Sabine Lee & Heide Glaesmer

(Massen-)Vergewaltigungen und andere, oft systematisch verübte Grausamkeiten an der (weiblichen) Zivilbevölkerung erfahren mittlerweile große Aufmerksamkeit. Als Folge der brutalen Kriegsführung in der Gegenwart und jüngeren Vergangenheit und der wegweisenden Sicherheitsratsresolution 1325 ist es auch zu einer rechtlichen Neubewertung des Phänomens gekommen.

Das Schicksal von „Kindern des Krieges“ (Children Born of War, abgekürzt CBOW), die aus freiwilligen oder erzwungenen sexuellen Kontakten zwischen einheimischen Frauen und ausländischen Soldaten geboren wurden, blieb dagegen lange unbeachtet. So unterschiedlich die Umstände ihrer Zeugung und der Beziehung zwischen den Eltern sein können, so ähnlich sind die mehrfachen Benachteiligungen, die diese Kinder in ihrem familiären und gesellschaftlichen Umfeld oft erleben. Häufig wachsen sie bei alleinstehenden, marginalisierten Müttern unter prekären Bedingungen auf, werden als Abkömmlinge des Kriegsgegners oder Besatzers diskriminiert und/oder stigmatisiert und sind dadurch auch einem höheren Risiko für Misshandlungen ausgesetzt.  

Von besonderer Bedeutung für diese Kinder sind Identitätsfragen, ausgelöst durch die Abwesenheit der Väter, das bewusste Verschweigen ihrer Herkunft, den häufigeren Wechsel von Bezugspersonen oder mehr oder weniger offene Anfeindung und Ausgrenzung im engeren und weiteren Umfeld. Der Beitrag verdeutlicht die vielschichtigen, auch intergenerationellen Folgen beispielhaft an den deutschen CBOW des Zweiten Weltkriegs, die auch im Erwachsenenalter unter anderem signifikant häufiger von psychischen Belastungen berichten.

Um die Chancen für einen stabilen Frieden zu erhöhen, müssen die Bedürfnisse von CBOW bei der Hilfe für Überlebende sexualisierter Gewalt, aber auch in Transitional-Justice-Prozessen mitberücksichtigt werden. Geeignete Maßnahmen beinhalten eine bessere Aufklärung und präventive Schulungen in Streitkräften, aber auch gesicherte finanzielle und psychosoziale Unterstützung.

Originalartikel