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Genderdiversität und Inklusion in den Streitkräften – effektive Auftragserfüllung unter ethischen Gesichtspunkten

Von Andrea Ellner

Die Integration von Frauen in die Streitkräfte ist ein seit Jahrzehnten umstrittenes Thema. Die Kontroverse konzentriert sich in erster Linie auf die Folgen für die effektive Auftragserfüllung. Ethische Erwägungen standen bislang eher im Hintergrund. Dieser Beitrag argumentiert, dass eine Konzentration auf die Funktion kontraproduktiv ist und unethische Führung darstellen kann, da dies nicht nur die effektive Auftragserfüllung der Frauen vermindert, sondern auch das Risiko für Leib und Leben erhöht. Funktion und Ethik lassen sich nicht trennen. Letztere verleiht der Ersteren Bedeutung, aber insbesondere im Militär fließen auch Vorstellungen von Geschlechterrollen in funktionale Anforderungen ein. Diese wurden von Männern als dominante Gruppe geprägt und festgelegt.

Das Verständnis des Zusammenhangs zwischen Funktion und Ethik sowie dessen geschlechtergerechte Ausgestaltung sind notwendige Voraussetzungen für die Schaffung einer diversen Organisation, deren Strukturen und Prozesse es den einzelnen Bediensteten, insbesondere in Führungspositionen, ermöglichen, eine wirklich inklusive Militär- und Dienstkultur zu schaffen. Solange die gelebte Erfahrung von Frauen ihr Anderssein verstärkt, weil sie „nicht männlich“ sind, ist ihre Position in informellen Hierarchien prekär, und es besteht die Gefahr, dass sie unethischem, auch sexuell übergriffigem Verhalten ausgesetzt sind.

Sie werden weiterhin mit zahlreichen Karrierehindernissen konfrontiert sein. Dies untergräbt ihre potenzielle Vorbildfunktion sowie die Fähigkeit der Streitkräfte, sich klar zu Diversität und Inklusion auf allen Ebenen, einschließlich der oberen Führungsebenen, zu bekennen. Der vorliegende Beitrag legt dar, dass dies nicht nur für das Militär als Organisation, sondern auch für das Verhalten der Streitkräfte im Einsatz von Bedeutung ist. Die NATO und ihre Mitgliedstaaten haben sich verpflichtet, Genderperspektiven in Einsätzen zu etablieren. Angehörige der Streitkräfte werden das schwerlich unmittelbar umsetzen können, wenn sie in ihrem Berufsalltag keine ethischen und geschlechterinklusiven Verhaltensweisen praktiziert haben.

Originalartikel