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Die Macht des Terrorismus

Von Andreas Bock

In seinem Beitrag hinterfragt Andreas Bock kritisch die immer wieder vorgebrachte These, unser Leben sei durch den islamistischen Terrorismus so gefährlich wie noch nie zuvor. Anhand empirischer Daten lasse sich diese Behauptung jedoch nicht bestätigen. Gerade das Spielen mit der Angst der Bevölkerung, das Schaffen von Unsicherheit gehöre zur Strategie der Terroristen. Seiner Ansicht nach gelingt es dem islamistischen Terrorismus seit dem 11. September 2001, unsere Wahrnehmung stark zu beeinflussen: ihn präsenter, stärker und gefährlicher erscheinen zu lassen, als er tatsächlich ist. Dabei erinnert der Autor daran, dass zum einen die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Terroranschlages zu werden, im Vergleich zu anderen Gefahren geringer ist, und dass zum anderen solche gesellschaftlichen Wahrnehmungen historisch gesehen nicht neu sind. Auch die Taten der RAF in Deutschland oder der radikalzionistischen Irgun in Israel wurden von der Öffentlichkeit zu ihrer Zeit als unmittelbar lebensbedrohlich wahrgenommen.

Im Weiteren stellt Bock eine Definition von Terrorismus vor, die zwei wesentliche Aspekte aus mehr als 150 Definitionen destilliert: Demnach kämpft Terrorismus immer für bestimmte gegen die regierende Gewalt gerichtete politische Ziele, die auf einer bestimmten Ideologie gründen. Diese stellten die bestehende politische und soziale Ordnung radikal in Frage. Daneben sei für die Ziele der Terroristen entscheidend, wie groß das Milieu der direkten Unterstützer innerhalb der bekämpften Gesellschaft ist. 

Angegriffene Staaten suchen beständig nach der richtigen Art und Weise, mit terroristischen Bedrohungen umzugehen. Die bisher häufig gefundene intuitive Antwort, dies mit massiver Gewalt und Repression zu tun, droht jedoch für die Verteidiger zum Bumerang zu werden. Staatliche Gewalt und Repression, dies zeigt der Autor an empirischen Beispielen, vergrößern automatisch das Unterstützerfeld der Terroristen und lassen ihr Bedrohungspotenzial weiter wachsen: Der Terrorismus muss nur verlieren, um zu gewinnen.

Originalartikel