Alte Kriege, neue Regeln – die Auswirkungen hybrider Kriege auf Frauen
Der Gewalt gegenüber Frauen in der hybriden Kriegführung sollte besondere Bedeutung zukommen. Geschlechtsbasierte, sexualisierte Gewalt wird hierbei laut Karin Nordmeyer als taktische Waffe eingesetzt, um den Gegner zu "brechen".
Vergewaltigungen demoralisieren den Gegner, Versklavungen und Zwangsverheiratungen destabilisieren Völkergemeinschaften. Mit dem Handel von Frauen werden außerdem Einnahmen generiert. Diese Verrohung findet oft auch noch nach Kriegsende ihren Weg in die neu entstehenden Gesellschaften, etwa in Form steigender häuslicher Gewalt.
Im Zuge hybrider Kriege sind es immer häufiger auch nicht-staatliche Akteure, die für Krieg und Gewalt verantwortlich sind. Diese halten sich in der Regel nicht an das Kriegsvölkerrecht. Das hat besonders für Frauen und Kinder schwerwiegende Folgen.
Nordmeyer betont, dass Frauen und Kinder schon immer als Kriegswaffen und Beute eingesetzt wurden, doch spätestens seit der UN-Gründung und der Verabschiedung der Charta sowie der Allgemeinen Menschenrechtserklärung, gilt dieser Missbrauch als massive Menschenrechtsverletzung und soll durch diverse Rechtsinstrumente verhindert werden. Die UN Sicherheitsresolution 1325 ist dabei die umfassendste. Sie beinhaltet die Strafverfolgung von sexualisierter Gewalt, die aktive Einbindung von Frauen in allen Phasen der Konfliktbewältigung, Konfliktprävention sowie den Schutz von Frauen und Mädchen.
Zwar sind deutliche Fortschritte bei der Umsetzung der Resolution zu beobachten, doch noch immer wird die Bedeutung von Frauen für Friedensprozesse von viel zu wenigen Staaten erkannt. Weder werden weibliche Akteure genügend an Friedensverhandlungen beteiligt, noch werden sie ausreichend für Friedensmissionen vorgeschlagen und eingesetzt. Auch findet ihr Wissen und Engagement im Wiederaufbau sowie in der Konfliktprävention kaum Berücksichtigung.
Nordmeyer schließt sich der UN Women-Exekutivdirektorin Phumzile Mlambo-Ngcuka an und ruft zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter in der internationalen Staatengemeinschaft auf. Nur so können ihrer Meinung nach gewalttätiger Extremismus verhindert und die Zivilgesellschaften in hybriden Kriegen geschützt werden. Nur mit starken Frauen seien starke Gemeinschaften möglich.
Originalartikel