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Transformative Szenarioplanung – Gemeinsam die Zukunft verändern

Von Adam Kahane

„Was könnte passieren?“ Wer auf diese Frage systematisch Antworten sucht, will sich meist an für plausibel gehaltene Ereignisse und Entwicklungen anpassen. So verstand auch Adam Kahane die Methode, als er Anfang der 1990er-Jahre als Leiter der Szenarioabteilung von Shell gebeten wurde, das Mont-Fleur-Szenarioprojekt in Südafrika zu betreuen.

Zu dieser Zeit war das Apartheid-System am Ende, die Zukunft des Landes ungewiss: Zwischen friedlicher Reform und einem Bürgerkrieg schien alles möglich. Das Projekt linker Oppositioneller sollte ursprünglich alternative Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen, erwies sich aber als höchst integrativ. Vertretern aller gesellschaftlichen Gruppen – auch solcher, die das Apartheid-Regime gewaltsam bekämpften – gelang es im Laufe mehrerer Monate, gemeinsam vier Szenarien für die Zukunft des Lands zu entwerfen.

Diese vier alternativen Zukunftsentwürfe wurden zu bedeutenden Bezugspunkten in der politischen Diskussion und beeinflussten die Positionen wesentlicher Akteure. So geht beispielsweise die überraschend strenge Haushaltspolitik der späteren ANC-Regierung unter Nelson Mandela direkt auf die vorangegangenen Gedankenexperimente zurück. 

Darüber hinaus steht das Mont-Fleur-Projekt beispielhaft für das Potenzial der Methode, selbst gestaltend auf die Zukunft Einfluss zu nehmen. Im zweiten Teil nennt der Autor die Bedingungen, unter denen die Entwicklung von Szenarien gesellschaftliche Veränderungs- und Aussöhnungsprozesse anstoßen und festgefahrene Konflikte aufbrechen kann: ein repräsentatives Team prominenter und einflussreicher Stakeholder, einen strengen Ablauf und einen stabilen Rahmen.

Im Grunde, so Kahane, findet die wesentliche Transformation auf persönlicher Ebene statt: Dadurch, dass sich alle Beteiligten verändern – ihre Sichtweisen und Intentionen genauso wie ihre Beziehungen untereinander und ihre Handlungen –, wird eine Veränderung der Gesamtsituation möglich.

Originalartikel