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Editorial

Ausgabe 2015/02

Hybride Kriege – die Ohnmacht der Gegner?

Hybride Kriegführung – das ist die Verbindung von verdeckten und offenen Operationen, von politischen und wirtschaftlichen Maßnahmen, von Informationsoperationen und Propaganda, von Subversion und Cyberattacken bis hin zu militärischer Hilfe und dem verdeckten Einsatz von eigenen Spezialkräften. Hybride Kriegführung operiert in einer Grauzone oft unterhalb der Schwelle des Gewaltmitteleinsatzes bei gleichzeitiger Unterstützung von Aufständischen. Sie bezeichnet das Ineinandergreifen von militärischen und zivilen Mitteln, das Verwischen von Krieg und Nicht-Krieg.

Die aktuelle Debatte um hybride Kriegführung nahm ihren Ausgang beim russischen Vorgehen in der Ukraine, das sich Mitteln wie der Propaganda oder Kämpfern ohne Hoheitsabzeichen bedient. Der sicherheitspolitische Mehrwert dieser Debatte liegt aber weniger in den Versuchen, den Ukrainekonflikt zu deuten, geschweige denn lösen zu wollen. Ihr Ertrag kann darin liegen, Aspekte einer hybriden Sicherheitspolitik für Europa auf der Grundlage unserer Werte und Prinzipien zu diskutieren.

Die „Orchestrierung der vielfältigen Elemente einer Hybriden Kriegführung wird die Sicherheitsarchitektur unseres Kontinents grundlegend verändern“, so die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Rahmen der Auftaktveranstaltung zum Weißbuch 2016. Das sicherheitspolitische Umfeld habe sich wesentlich verändert: die Ukrainekrise, Gefahren im Cyberraum, globale Ressourcenkonflikte und die Auswirkungen von Armut, Konflikten und Kriegen sowie der transnationale Terrorismus.

Was heißt dies im Blick auf eine gemeinsame europäische Sicherheitsarchitektur? Wie sollen offene und freie Gesellschaften auf terroristische Anschläge wie die von Paris und die anhaltende Bedrohung reagieren? Welche Mittel in der Reaktion auf solche Angriffe sind legitim, welche sind ethisch vertretbar?

Die Szenarien hybrider Kriegführung sind höchst unterschiedlich. Daher erachten diejenigen, die an Abwehrstrategien arbeiten, einen Comprehensive Approach als notwendig. Darin findet sich die ganze Palette hybrider Kriegsmittel, wie sie auch die Gegenseite verwendet: Finanz- und Wirtschaftssanktionen, Cyberabwehr, nachrichtendienstliche Aufklärung, polizeiliche Ermittlungen, schnelle Einsatzkräfte und Spezialeinheiten sowie Informationskampagnen.

Dieses brisante Thema betrifft das zukünftige Profil der Bundeswehr und unsere Sicherheitskultur. Ich freue mich, es in dieser Ausgabe unseres E-Journals mit internationalen Experten unterschiedlicher Disziplinen kontrovers und konkret im Blick auf die Flüchtlingsproblematik zu diskutieren.

Mein Dank gilt allen, die daran mitgewirkt haben, den Autoren, den Herausgebern und dem Redaktionsteam.

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Dr. Veronika Bock

Direktorin des zebis


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