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Staatlicher Hacktivismus und der "Soft War"

Von George R. Lucas, Jr.

Hacker können mit einem Computer sehr viel Schaden anrichten. Ihre Motive sind vielfältig. Einige nutzen ihre Macht aus Überzeugung, andere für Geld und manche empfangen Befehle. Staatlich gesponserte Hacker, Online-Aktivisten oder Whistleblower kämpfen für unterschiedlichste Ziele. Oft weichen militärisch unterlegene Staaten in den Cyberspace aus, um mit unkonventionellen Mitteln Hegemonialmächten die Stirn zu bieten.

All diese digitalen Nadelstiche bezeichnet Professor Dr. George R. Lucas jr. als Soft War. Im Gegensatz zum echten Krieg werde dieser sogenannte „weiche Krieg“ bewusst ohne den Einsatz physischer Gewalt geführt. Dies ermöglicht den Beteiligten, die rechtliche Grauzone Cyberspace für Netzattacken und Machtdemonstrationen unkontrolliert auszunutzen.

Das Völkerrecht und dessen eindeutige Regelungen helfen hier nicht weiter und scheitern schlicht an der Komplexität des Internets, führt Lucas aus. Selbst eine Erweiterung der bestehenden Regelungen wie im Tallinn Manual habe deshalb kaum Chancen auf Erfolg.

Aus diesem Grund plädiert er anstelle von hartem internationalem Recht für Soft Laws. Solche weichen Regelungen könnten einem Soft War und damit dem Cyberwar am ehesten gerecht werden. Lucas setzt hier auf Praxiserfahrungen der Cybermächte und schlägt zur Regelung des Soft War spezielle Emergent Norms vor. Diese informellen normativen Regelungen würden das Verhältnis zwischen Staaten langfristig sicherer machen, denn Cybermächte hätten durchaus ein Interesse, nicht versehentlich mit einem Cyberangriff einen realen Krieg auszulösen. Ein gemeinsames Verständnis von „verhältnismäßiger Reaktion“ auf Netzattacken, darin sieht Lucas eine Chance. Drastisch reduzierte Opferzahlen in Cyberkonflikten sind im Zweifel immer einem echten Krieg vorzuziehen. 

Originalartikel