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Freiwilligendienst statt Wehrdienst – junge Leute setzen sich für das Gemeinwohl ein. Von Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken

Kurz gefasst von Dr. Harald Keller

Junge Leute können für den Dienst in der Bundeswehr gewonnen werden, wenn die Rahmenbedingungen ihren Lebenszielen entsprechen. Zu diesem Schluss kommt die Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Angelika Dörfler-Dierken nach Auswertung mehrerer Studien aus der Jugendforschung.

Zunächst aber heißt es, bisherige Vorstellungen vom Wesen der Jugend zu revidieren. Materielle Ansprüche, berufliche Sicherheit, ein attraktiver Arbeitsplatz gehören zwar noch immer zum Wunschbild der Jugendlichen, stehen aber nicht allein und auch nicht zwingend an erster Stelle. Ideelle Faktoren wie Selbstverwirklichung und Gemeinnutz sind den Jugendlichen ebenso wichtig.

Unzutreffend ist auch der Vorbehalt, die Jugend sei passiv, unmotiviert, politisch nicht interessiert. Das Gegenteil ist der Fall, und eben diesen Aspekt gilt es zu berücksichtigen, wenn Angebote zu einer Berufslaufbahn in den Streitkräften das Interesse der umworbenen Adressaten finden sollen.

Die heutige Jugend erkennt die Notwendigkeit an, sich sozial und politisch zu engagieren. Und die Jugendlichen lassen ihren Aussagen Taten folgen. So ist die Zahl der Jugendlichen, die sich in sozialen oder ökologischen Freiwilligendiensten engagieren, seit 2011/12 Jahr für Jahr signifikant gestiegen. Einem Beitritt zur Bundeswehr dagegen stehen die Befragten ablehnend gegenüber, weil sie militärische Gewalt nicht als lösungstauglich ansehen. Demnach bietet die Bundeswehr, so schreibt Angelika Dörfler-Dierken, „den jungen Menschen keine (…) Möglichkeiten zur Identifikation mit dem Sinn der Organisation und dem eigenen Handeln in ihr (…)“.

Dörfler-Dierken kommt zu dem Schluss, dass die gegenwärtigen Kampagnen zur Nachwuchsgewinnung die Interessen und das Weltbild der Zielgruppe verfehlen. Die Autorin betont die Notwendigkeit, es nicht bei einer kosmetischen Überarbeitung der Werbekampagnen zu belassen, sondern unter Einbeziehung der jungen Öffentlichkeit eine offensive und transparente Sinndebatte über das Aufgabenfeld der Bundeswehr zu führen.

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