Zum Inhalt springen

Special: Hybrider Krieg – globale Krise ganz nah

Ein Schlauchboot kommt in der Dunkelheit an. Menschen schleppen sich an Land. Kinder weinen, eine Frau bricht entkräftet zusammen und ein Mann hüllt ein Baby in eine Decke. Es ist seit Monaten Alltag an den südlichen Stränden Europas, und es ist der bittere Ausläufer hybrider Kriegführung.

Terrorgefahr und Anschläge auf der ganzen Welt, Ukrainekonflikt, IS-Gewalt und Flüchtlingsbewegungen - im Berliner Verteidigungsministerium heißt es seit knapp einem Jahr:  „Hybrider Krieg wird das Zukunftsthema der Allianz sein." Humanitäre Katastrophe, Bürgerkrieg, bewaffneter Konflikt - nichtmilitärische Mittel sind zum Erreichen politischer und strategischer Ziele in vielen Fällen wirksamer als Waffen. Die Regeln des Krieges haben sich verändert.

Hybride Kriegführung ist nicht neu, aber die Mittel und Umstände sind es. Die Nato sucht nach einer Strategie gegen verdeckte und offene Operationen, diplomatischen Druck und wirtschaftlichen Zwang. Der mediale Krieg aus Desinformation, Propaganda, Cyberattacken und Cyberspionage hat längst begonnen. Militärische und zivile Mittel werden gezielt gemeinsam eingesetzt und verwischen so die Grenzen zwischen Frieden und Krieg. Durch die jüngsten Anschläge wird in Frankreich direkte Unterstützung im Kampf gegen den IS erwartet. Was genau bedeutet das für Deutschland?

Eine globale Krise rückt in vielerlei Hinsicht näher. Dafür gibt es eindeutige Kennzeichen, und dies wirft kritische Fragen auf. Wer kann garantieren, dass deutsche Waffenlieferungen nicht doch in falsche Hände geraten? Mit über 100 deutschen Soldaten bildet die Bundeswehr derzeit im Nordirak Peschmerga-Kämpfer aus. Verlängert das nicht einen Krieg, oder inwiefern hilft es tatsächlich den Menschen vor Ort? Die Seenotrettung auf dem Mittelmeer, wem hilft sie in erster Linie und welchen ethischen Herausforderungen muss sich ein Soldat der Bundeswehr und damit letztlich die Gesellschaft stellen? Unsere Werte sind im Grundgesetz fest verankert und sollten keinesfalls in Frage gestellt oder untergraben werden.

Gerade in dieser Zeit dürfen Ängste und Nöte nicht geschürt werden. Die derzeitige Bevölkerungsbewegung ist keinesfalls ein besonderer Einzelfall in der Geschichte, und die Migranten sind keine unkontrollierbare Bedrohung. Experten sind sich einig, die Begriffe „neuzeitliche Völkerwanderung“ oder „Flüchtlingsströme“ sind im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse nicht treffend gewählt.

Umso relevanter ist es, auf die Komplexität hybrider Kriegführung verantwortungsvoll und vorausschauend zu reagieren und Gegenstrategien wie die Stärkung der Resilienz, eine bessere Verständigung über unverzichtbare Werte und eine schnellere Reaktionsfähigkeit zu entwickeln.

Beim Lesen des E-Journal-Specials wünsche ich Ihnen viele neue Erkenntnisse sowie Interesse an den kontroversen Standpunkten und den sehr persönlichen Einblicken.

Unterschrift-Vaske_de.png